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Goldbarren aufgestapelt auf Dollarscheinen
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Starkes Gold und schwacher Dollar

Der eine Preis auf Rekordhoch und der Kurs für den anderen auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren – diese beiden höchst unterschiedlichen Entwicklungen bei Gold und Dollar haben viel miteinander zu tun.

Um 30 Prozent hat der Goldpreis seit Jahresbeginn zugelegt, der Dollar dagegen hat im Vergleich zum Euro seit Mitte März rund ein Zehntel an Wert eingebüßt und gegenüber Yen, Franken und andere Hartwährungen ähnlich viel verloren. Wie aber hängen diese beiden Ereignisse zusammen? Ausschlaggebend sind die Entwicklungen in den USA und das Verhalten der Supermacht auf internationaler Ebene.

Zum einen hat die Coronakrise dazu geführt, dass der Zinsvorsprung des Dollar zusammengeschmolzen ist. Gab es Ende vorigen Jahren in den USA noch zwei bis drei Prozent Rendite für Staatsanleihen und Bankguthaben, so bekommen Anleger jetzt für zehnjährige Staatsanleihen gerade noch 0,6 Prozent. Das ist zwar immer noch mehr als es im Euroraum und in anderen Hartwährungen gibt; aber eben deutlich weniger als all die Jahre zuvor. Und vor allem sind die jetzigen US-Zinsen real, also nach Abzug der Inflationsrate, negativ. Der Anreiz, Geld aus Zinsgründen in Dollar anzulegen, ist damit stark geschwunden. Und das kommt auch Gold, Silber und anderen Edelmetallen zugute. Denn nun fällt es kaum noch ins Gewicht, dass es für Gold gar keine Zinsen gibt.

US-Verschuldung läuft aus dem Ruder

Hinzu kommt, dass die US-Regierung die Verschuldung gewaltig in die Höhe treibt. Rückläufige Steuereinnahmen wegen der Coronakrise und teure Konjunkturprogramme haben die Summe mittlerweile auf über 26 Billionen Dollar gesteigert. Vor der Finanzkrise 2008/2009 waren es „nur“ rund neun Billionen – also fast eine Verdreifachung innerhalb von 13 Jahren. Auch das schwächt den Dollar so sehr, dass manche Experten eine bevorstehende Dollar-Krise an die Wand malen. Statt des Dollar wählen immer mehr Anleger deshalb Gold und andere Währungen als sicheren Hafen.

Zur Schwäche des Dollar trägt auch die politische Entwicklung bei. In den USA wütet die Corona-Pandemie besonders stark und bringt dort eine vorher kaum für möglich gehaltene Unfähigkeit zutage, die Krise zu bewältigen. Die politisch Verantwortlichen sind zerstritten und kämpfen eher gegeneinander als gegen die Pandemie. Der Stellung des Dollar als Welt-Leitwährung ist das abträglich. Hinzu kommt, dass die USA an vielen Fronten Handelskriege führt – ins besondere gegen China und Russland. Beide Staaten aber gehörten lange Zeit zu den größten Käufern von Dollar-Anleihen.

Raus aus dem Dollar, rein in Gold

Aber die Angst vor noch schärferen, auch Dollar-Anlagen betreffende US-Sanktionen, hat beide Länder bewogen, ihre Dollar-Anleihebestände abzubauen. Russland hat das radikal gemacht und hält nur noch einen Bodensatz, China baut den Dollar-Anteil an den Währungsreserven nur langsam ab. Beide Staaten schichten frei werdende Dollar zunehmend in Gold um. Russland hat den Gold-Anteil an seinen Währungsreserven in den letzten 10 Jahren von rund 6 Prozent auf über 22 Prozent ausgebaut, und auch Chinas Notenbank erhöht den Gold-Anteil zusehends.

Das alles setzt den Dollar unter Druck und schiebt den Goldpreis an, dem auch noch zugute kam, dass die Goldproduktion Corona-bedingt in den letzten Monaten stark rückläufig war, und immer noch Produktionseinschränkungen bestehen. Kein Wunder, dass die Prognosen für den Goldpreis fast schon im Wochenrhythmus angehoben und die Voraussagen für den Dollar gesenkt werden. Für Goldanleger aus Deutschland und den anderen Ländern der Eurozone hat die Dollar-Schwäche aber nicht nur positive Auswirkungen. Da der Goldpreis in Dollar notiert wird, hat das edle Metall seit Jahresbeginn in Euro gerechnet mit rund 22 Prozent Plus deutlich schlechter abgeschnitten als für Anleger, die im Dollarraum zuhause sind.

Foto:alfexe/istockphotocom

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