Das ging aber fix: Kaum einmal zwei Wochen nach der gescheiterten Übernahme des Pharmaunternehmens Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven kommt schon das nächste Angebot der beiden: Sie offerieren mit insgesamt 66,25 Euro je Aktie gewaltige 25 Cents mehr als bei ihrem letzten Versuch. Ob diesmal der Kauf gelingt?
Normalerweise muss ja ein Firmenkäufer ein Jahr bis zum nächsten Angebot warten, aber weil sowohl das erst vorige Woche ausgetauschte Stada-Management als auch die Finanzaufsicht BaFin grünes Licht gegeben haben, kann das neue Angebot sofort starten. Die 66,25 Euro splitten sich auf in 65,53 Euro Angebotspreis und 72 Cents Dividende. Um diesmal auf der sicheren Seite zu sein, haben Bain und Cinven die Mindestannahmeschwelle von 67,5 % auf 63 % gesenkt. Ursprünglich hatten die Finanzinvestoren sogar 75 % verlangt. Beim gescheiterten Versuch hatten gut 65 % der Aktionäre das Angebot von 66 Euro je Aktie angenommen.
Von daher scheint die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass die angestrebten 63 % zusammenkommen. Wäre da nicht die Unsicherheit wegen der ETFs, die laut Stada im Mai 12 % der Aktien gehalten haben, und die erst verkaufen können, wenn Stada aus dem MDAX bzw. anderen Indizes, in denen die Aktie vertreten ist (zum Beispiel im Stoxx Europe 600) ausscheidet. Und noch eine Unsicherheit ist jetzt hinzugekommen: Der Investor Elliott, der für sein aggressives Vorgehen bekannt ist, hat eine Stimmrechtsmitteilung angekündigt. Angeblich hat er mindestens 5 % der Aktien eingesammelt und will womöglich einen höheren Preis herausschlagen. Das kann also doch wieder spannend werden.
Private Stada-Aktionäre haben also die Qual der Wahl. Wenn man die Historie anderer Übernahmeversuche betrachtet, bietet sich für vorsichtige Anleger am besten die Strategie an, eine Hälfte der Aktien den potenziellen Übernehmern anzudienen und die andere Hälfte liegen zu lassen. Denn mit 63 % können Bain und Cinven nicht so viel anfangen wie sie es vorhatten. Um einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abzuschließen, sind mindestens 75 % nötig. Deshalb müssten sie nach und nach teuer über die Börse zukaufen, es sei denn, sie können nach dem Ausscheiden aus den Indizes die gesamten 12 % der Indexfonds übernehmen. Dann wären sie bei den 75 % angelangt – falls die 63 % jetzt tatsächlich erreicht werden.
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