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Siemens setzt neuen deutschen Dividendentrend

Eine Dividendenerhöhung um 70 Prozent – Siemens lässt es nach dem Rekordjahr 2009/2010 wahrlich krachen. Aber hinter dieser freudigen Überraschung für die Aktionäre verbirgt sich noch mehr: ein neuer Trend in der Aktionärspolitik, dem vermutlich mehr und mehr deutsche Unternehmen folgen werden.
Nie war die Gelegenheit so günstig, die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu Anleihen herauszuheben. So lange für zehnjährige Bundespapiere nur 2,5 und für fünfjährige 1,5 Prozent Rendite bezahlt werden, brauchen sich Aktien sogar allein unter dem Aspekt der Ausschüttungsrendite nicht hinter Rentenwerten zu verstecken. Auf Basis der voraussichtlich im nächsten Jahr bezahlten Dividenden dürften etwa die Hälfte aller DAX-Werte eine Rendite von mehr als 2,5 Prozent bringen. Bisher lag Siemens unterhalb dieser Schwelle, jetzt sind sie mit 3,2 Prozent klar darüber.

Das wirklich Interessante an dem Siemens-Knaller ist aber nicht die massive Erhöhung gegenüber dem Vorjahr.  Gleichzeitig nämlich hat Vorstandschef Peter Löscher eine generell neue Ausrichtung in der Ausschüttungs- und Aktionärspolitik angekündigt. Siemens hat erstmals eine klare Linie definiert, die den Anlegern berechenbare Erträge sichert. Löscher will künftig jeweils 30 bis 50 Prozent des Nachsteuergewinns ausschütten, diesmal sind es 46 Prozent. Die früher so beliebte Dividendenkontinuität weicht also einer eindeutigen und klar kommunizierten Teilhabe der Anleger am jährlichen Ertrag.

Die Zielrichtung dieser veränderten Politik hat Löscher deutlich benannt: Damit setze man „für langfristig orientierte Anleger einen weiteren Anreiz, in Siemens zu investieren“. Der Elektroriese will auf diese Weise kapitalkräftige Investoren wie Pensionsfonds und Lebensversicherungen, sprich die klassischen Altersvorsorgeanbieter, locken, ihre seit der Finanzkrise stark zurückgefahrenen Aktienquoten zu Lasten der weit überrepräsentierten Anleihen (bei deutschen Versicherern machen sie mehr als 80 Prozent der Assets aus) zu erhöhen. Siemens wirbt vor allem bei Anlegern, die langfristig agieren und hohe laufende Erträge brauchen – und stellt ihnen konkurrenzfähige und kalkulierbare Dividendenrenditen in Aussicht, die zudem mit dem Unternehmenserfolg mitwachsen sollen. Langfristanleger sollen Spekulanten wie Hedge Fonds ersetzen und die Aktionärsstruktur stabilisieren.

Dieser Schwenk bei Siemens macht nicht nur die Aktie der Münchner noch attraktiver, sondern ist auch ein Signal an andere Unternehmen, jetzt ihre hervorragende Ertragsentwicklung mit den Anlegern zu teilen. Das würden nicht nur institutionelle Investoren honorieren, sondern wäre auch ein Weg, um die extrem zinslastigen privaten Anleger zur Direktanlage in Aktien zu bewegen. Vielleicht ist das ja die Chance, um hier zu Lande doch noch einen Hauch von Aktienkultur zu schaffen und Dividendentitel als Langfristanlage statt als Spekulationsobjekte zu etablieren.

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