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Schattenbanken nicht verharmlosen

Seit Jahren entfährt der Satz wie ein Mantra verschiedenen prominenten Mündern: Schattenbanken sind eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Bislang scheiterte die Politik allerdings kläglich dabei, sie einzudämmen oder zu regulieren. Und jetzt kommen Stimmen auf, die behaupten, so schädlich seien die Schattenbanken doch gar nicht. Wirklich?

Die Vize-Präsidentin der Chinesischen Zentralbank Hu Xiaolian sorgte Ende letzten Monats auf der Konferenz der internationalen Bankenaufseher für Wirbel. „Wir sollten nicht einfach ‚Nein‘ zu den Schattenbanken sagen,“ wird sie von German.China.org. zitiert, einer Website des China Internet Information Center.  Hus Begründung: „Bis
zu einem gewissen Grad befriedigen sie schon einige
Finanzierungsanforderungen einer diversifizierten Wirtschaft“.

Und auch JP-Morgan-Chef Jamie Dimon, frisch von einer Krebsbehandlung erholt, legt nach: „Ich spreche nicht von Schattenbanken“, sagte er vor kurzem laut Handelsblatt, „sondern von der
Nicht-Banken-Finanzbranche. Und die macht zum Teil einen
ganz guten Job.“

Alles also ungerechtfertigte Hysterie rund um die Schattenbanken? Sind sie eigentlich nichts anderes als Banken auch, nämlich Finanzdienstleister, auf die wir alle angewiesen sind?

Fest steht nur: Mit jeder Regulierungswelle von Banken werden sie mächtiger. Denn wenn die Finanzhäuser ihre Bilanzen seriöser machen wollen, müssen sie Risiken loswerden – in der Regel an Schattenbanken. Wie wichtig der Sektor inzwischen ist, zeigen ein paar Zahlen. Immerhin rund 50 % aller Kredite kommen in den USA inzwischen von Schattenbanken. Im EU-Raum sind es 25 %. Eine Pleitewelle in dem Sektor hätte also direkte Auswirkungen auf einen großen Teil der Wirtschaft.

Es ist mir vollkommen unverständlich, warum Finanzgeschäfte (zu Recht) auf der einen Seite als so fundamental wichtig für die Wirtschaft angesehen werden, dass eine Regulierungswelle der Bankenbranche die nächste jagt. Auf der anderen Seite soll es gut sein, dass dieselbe Dienstleistung von vollkommen unregulierten Instituten angeboten wird?

Das verzerrt den Wettbewerb. Und Geldpolitik wird umso schwieriger umzusetzen, desto mehr Teile des Finanzwesens keine Anbindung an die Zentralbank haben. Doch das Wichtigste ist: Je stärker die Verknüpfung des Schattenbanksektors mit der Realwirtschaft wird, desto heftiger wird ein Krise von dort auf die Weltwirtschaft durchschlagen.

Und die Gefahr besteht, wenn Institute ohne Eigenkapitalanforderungen und Risikovorgaben gigantische Summen bewegen. Wann wird endlich zumindest eine Registrierungspflicht dieser Geschäfte eingeführt? Wer sorgt dafür, dass hier keine Geldwäsche stattfindet, wer kontrolliert die Steuerpflicht? Und wer verhindert, dass weitere Betrüger Milliarden abschöpfen? Und vor allem: Wer schützt die Realwirtschaft und uns alle vor der nächsten Finanzkrise? Meiner Meinung nach gibt es in Sachen Schattenbanken viel zu diskutieren. Aber nicht, ob sie in ihrer jetzigen Form vielleicht doch ganz in Ordnung sind.

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