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Freitagsfrage: Droht uns eine neue Euro-Krise?

In den letzten Wochen ist die Furcht vor einem Wiederaufflammen der Euro-Krise immer stärker geworden. Die Zinsen in den Problemländern sind stark gestiegen und die Aktienmärkte von Griechenland und Co. sind noch stärker abgestürzt als der DAX. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Zyniker werden jetzt sagen: „Warum Wiederaufflammen? Die Euro-Krise war doch noch nie vorbei.“ Ganz vorbei war sie tatsächlich nicht, aber die Chancen für ein Ende ohne Schrecken waren gar nicht so schlecht, seitdem sich die Eurozone aus der Rezession gekämpft hatte. Aber leider war das nur ein kurzes Intermezzo, denn nun befindet sich Euroland erneut im Abschwung, und das Risiko einer Rezession wird sogar vom IWF auf 40 % veranschlagt. So mancher andere Experte ist da pessimistischer, ebenso wie viele Aktienanleger.

Die Überwindung der Euro-Krise steht und fällt aber mit der Konjunktur, denn nur mit Wachstum können die Problemstaaten ihre Haushaltsdefizite reduzieren – und selbst das fällt Ländern wie Frankreich und Italien schwer. Die zweit- und drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone sind denn auch mit der Angst vor einen neuen Rezession besonders ins Kreuzfeuer geraten. Aber am stärksten hat es, wie immer, das schwächste Glied getroffen: Griechenland. Dort sind die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen an einem Tag um über einen vollen Prozentpunkt in die Höhe geschossen und haben rund 9 % erreicht, in Frankreich, Italien und Spanien war der Anstieg zwar moderater, aber er kontrastiert mit dem gleichzeitigen steilen Rückgang der deutschen Bund-Rendite auf unter 0,8 %. Wie immer in Krisenzeiten flüchtet das Geld in den sicheren Anleihehafen Bundesanleihen. Auch bei den Aktien hat es Athen besonders heftig erwischt. Die EZB musste deshalb ihre Kreditbedingungen für griechische Banken lockern, um schlimmeres zu verhüten. Aber auch aus Italien ist der Kapitalabfluss seit Monaten gewaltig, wie Ifo-Präsident Sinn errechnet hat.

Reichen diese Entwicklungen aber schon, um die Euro-Krise in voller Stärke wiederauferstehen zu lassen? Momentan sieht es noch nicht danach aus. Aus einem Grund: Die US-Wirtschaft läuft immer noch wie geschmiert und stützt die Weltkonjunktur, von der wiederum die Eurozone entscheidend abhängt. Nur wenn auch die Amerikaner in einen neuen Abschwung geraten sollten und Chinas Wirtschaft weiter lahmen würde, wäre der Schock für die EU-Konjunktur so groß, dass die Krise richtig schlimm aufflammen könnte. Und das wäre fatal, weil sowohl die EZB als auch die Regierungen ihr Pulver weitgehend verschossen haben – und weil Deutschland, anders als nach 2012,  nicht als Konjunkturlok fungieren könnte. 2015 könnte dann noch schlimmer werden als 2012.

Hoffen wir, dass dieses Horror-Szenario nicht eintrifft – und seit gestern sind die Chancen für eine Eindämmung der Krise ein wenig gestiegen. James Bullard, der einflussreiche Chef der Fed-Niederlassung St. Louis und Mitglied im Entscheidungsgremium der Notenbank, hat sich dafür ausgesprochen, die Anleihenkäufe der Fed nicht wie geplant im Oktober zu beenden, sondern sie wegen der schwachen Weltwirtschaft weiterlaufen zu lassen. Falls es dazu kommt – und dafür spricht einiges – würde das die US-Konjunktur so stark stützen, dass sie die Weltwirtschaft über Wasser halten und Europa einen Konjunktureinbruch und als Folge dessen eine schlimme Euro-Krise ersparen könnte.

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