Technologieunternehmen weltweit haben in den letzten Jahren klotzig verdient – deshalb sitzt das Geld für Firmenkäufe jetzt besonders locker. So wie bei SAP und Infineon, die gestern teure Übernahmen verkündet haben.
Die Hausse der Technologiewerte hat zwar ein jähes Ende gefunden – aber die Firmenkäufe, die SAP und Infineon getätigt haben, dürften noch zu den extremen Bewertungen erfolgt sein, die bei Hightech-Unternehmen bis vor fünf Wochen geherrscht hatten. Experten halten zwar den Zukauf des US-Datenspezialisten Qualtrics für sehr sinnvoll – aber nicht zu diesem Preis. Immerhin hat SAP mit acht Milliarden Dollar fast das 23-fache des Jahresumsatzes der Amerikaner vom letzten Geschäftsjahr bezahlt. Gemessen am erwarteten Umsatz für 2018 von 400 Millionen Dollar wird jeder Dollar Umsatz immer noch mit 40 Dollar Kaufpreis entschädigt. Da muss Qualtrics schon extrem wachsen, und die Gewinne noch stärker – über die erwarteten 40 Prozent für die nächsten Jahre –, damit sich das Geschäft für SAP und seine Aktionäre langfristig auszahlt.
Bei Infineon ist die Kaufsumme zwar mit 124 Millionen Euro sehr viel kleiner – aber für das Dresdner Startup Siltectra, das knapp 20 Mitarbeiter beschäftigt und vorsichtshalber auf seiner Homepage gar keinen Umsatz nennt, ist das ganz schön viel Kohle. Vermutlich hätten die beiden DAX-Werte die Firmen in ein paar Monaten wesentlich billiger bekommen, nachdem die Börsenbewertungen der Technologiefirmen seit Anfang Oktober deutlich gesunken sind – immerhin hat der Nasdaq-Index seither um über elf Prozent verloren. Infineon und SAP waren denn auch gestern die größten Verlierer im DAX.
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