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Ruhe nach dem Anleihen-Orkan – aber wie lange?

Der Kurssturz am Rentenmarkt war beispiellos: Binnen drei Monaten verloren zehnjährige Bundesanleihen rund zehn Prozent an Wert – den Großteil davon im Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember. Nun ist zwar Ruhe eingekehrt, aber viele befürchten, das könnte nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm sein.

Eines muss man Ben Bernanke lassen: Der Plan des amerikanischen Notenbankpräsidenten ist voll aufgegangen: mit massiven Käufen von US-Staatsanleihen die Bondrenditen so weit nach unten zu drücken, dass Anleger auf risikoreichere Investments ausweichen. Nach der ersten Ankündigung fiel die Verzinsung der Staatspapiere aus „sicheren“ Industriestaaten zwar zunächst wie ein Stein auf Rekordtiefs. Aber anschließend ging es mit den Renditen steil nach oben, und entsprechend mit den Kursen abwärts.

Viele Anleger merkten nämlich, dass Renditen von 2,1 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen und nur etwas mehr für US-Staatsbonds „unnormal“ sind, langfristig viel zu wenig Ertrag abwerfen und zudem erhebliche Kursrisiken bergen. Deshalb floss viel weniger Geld als in den Monaten zuvor in Anleihen und mehr in Aktien, Rohstoffe, alternative Investments und Immobilien. Dass die Flucht aus Anleihen aber so gewaltige Züge annehmen und die Renditen um über einen Prozentpunkt nach oben katapultieren würde – das lag sicherlich nicht in Bernankes Absicht, und ist auch nicht im Sinne der EZB.

Deshalb dürften diese beiden Notenbanken zusammen mit der japanischen alles daran setzen, dass die Rentenmärkte nicht kollabieren und damit die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft in neue Turbulenzen stürzen. Schließlich ist der Großteil der Gelder von Versicherungen, Pensionsfonds und Staatsfonds in Anleihen angelegt, und die Banken haben natürlich auch jede Menge davon in ihren Depots. Da wäre ein unkontrollierter Renditeanstieg mit allen seinen Kursverlusten tödlich.

Deshalb dürfte sich der Zinsschub an den Anleihenmärkten vorerst höchstens in stark gebremstem Tempo fortsetzen, unterbrochen immer wieder von heftigen Gegenreaktionen. Denn es scheint klar zu sein, dass die 30 Jahre währende Aufwärtsbewegung der Bondkurse und der entsprechende Abwärtstrend der Renditen im Herbst dieses Jahres zu Ende gegangen ist.

Jetzt dürfte es ein paar Jahre lang tendenziell nach oben gehen mit den Renditen. Denn die Deflationsangst in den USA und Europa ist dank günstigerer Konjunkturdaten gewichen, und die Inflation wird auf Grund der extrem lockeren Geldpolitik und der robusten Weltwirtschaft mittelfristig zunehmen. Die Zehnjahresrenditen für Bundesanleihen dürften sich deshalb im nächsten Jahr auf vier Prozent zu bewegen – aber hoffentlich nicht in einem Schwung. So lange die Normalisierung an den Rentenmärkten kontrolliert abläuft, hat dass positive Auswirkungen auf Aktien- und Rohstoffmärkte. Falls nicht, müssen wir uns ganz, ganz warm anziehen.

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