Die Bewunderung des Auslands ist der griechischen Regierung sicher: Anscheinend meint sie es todernst mit dem Sparen und der Öffnung verkrusteter Märkte. Entgegen den jahrzehntelangen Gepflogenheiten in Hellas ist Ministerpräsident Giorgius Papandreou hart geblieben und hat die streikenden Lastwagenfahrer zur Aufgabe gezwungen.
Das erinnert an Margaret Thatchers Vorgehen in den 1980er Jahren. Erst als die „Eiserne Lady“ die Macht der britischen Gewerkschaften gebrochen hatte, konnte sie den damals kranken Mann Europas wirtschaftlich wieder aufrichten.
Bei Margaret Thatcher bedeutete der Zusammenbruch des fast ein Jahr lang dauernden Bergarbeiterstreiks unter dem legendären Gewerkschaftsboss Arthur Scargill den Durchbruch. Spätestens dann war allen klar, dass die Zeiten lebenslanger Jobgarantien und tarifvertraglich festgeschriebener Heizer auf E-Loks endgültig der Vergangenheit angehörten. Die Rosskur war damals schmerzhaft und oft unsozial – aber der Lohn der Entbehrungen waren ein Jobwunder, starkes Wachstum und eine Gesundung der Staatsfinanzen.
Papandreou hat keine viel leichtere Aufgabe vor sich. Dabei hilft es ihm wahrscheinlich nicht einmal, dass er als Sozialist nicht der „Klassenfeind“ der Gewerkschaften ist – anders als die Konservative Margaret Thatcher. Aber mit seinem Sieg in einem Ausstand, der die Tourismusnation Griechenland in ihren wirtschaftlichen Grundfesten zu erschüttern drohte, hat er allen anderen Gegnern seiner Politik klar gezeigt, dass er nicht nachgibt. Das hat er ja auch schon bei den zahlreichen Massenprotesten deutlich gemacht.
Für Griechenland besteht also Hoffnung. Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass die von Papandreou angeschobene Öffnung des Dienstleistungssektors mehr Wachstumskräfte freisetzen kann als durch die Budgetkürzungen kurzfristig verloren gehen. Und das ist schließlich auch für die EU und den Euro extrem wichtig. Wenn das Land mit der höchsten Neuverschuldung und der unflexibelsten Wirtschaftsverfassung gegen alle Widerstände Ernst macht, können die anderen Defizitsünder nicht nachstehen, insbesondere das stolze Spanien nicht.
Gut möglich also, dass die Stimmung allmählich umschlägt und auch die Finanzmärkte die Anstrengungen Griechenlands und anderer PIIGS-Länder würdigen. Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Aber wie die Wiederauferstehung des Euro und der Rückgang der Risikoprämien für südeuropäische Staatsanleihen zeigt, halten viele Anleger Europa nicht mehr für einen ganz hoffnungslosen Fall.
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