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Öffnet die EZB den Geldhahn jetzt noch weiter?

1,1 Billionen Euro sind anscheinend nicht genug: Die EZB überlegt, ihr gewaltiges Anleihe-Kaufprogramm auszuweiten, um Konjunktur, Kreditvergabe und Inflation in der Eurozone anzuschieben. EZB-Chef Mario Draghi bleibt vermutlich keine andere Wahl – obwohl die bisherige Politik nicht gerade eine Erfolgsgeschichte ist.

Eigentlich sollte das mit vielen Hoffnungen gestartete Anleihekaufprogramm, das seit März monatlich rund 60 Milliarden Euro umfasst, die Kreditvergabe in der Eurozone kräftig beleben. Mit dem Geld, das die Banken für ihre verkauften Bonds von der EZB bekommen, sollen sie, so der Plan Draghis, Kredite vor allem an Unternehmen vergeben und so die Konjunktur voranbringen.

Seit März kauft die EZB nun den Anleihenmarkt leer – aber der Effekt auf die Kreditnachfrage ist eher enttäuschend. Die Kreditvergabe hat zwar zugelegt, aber mit einem Plus im Jahresvergleich von zuletzt einem Prozent muss man leider sagen: Der Berg EZB kreiste zwar – aber er gebar nur eine Maus. Das ist sicherlich mit ein Grund für die schwache Börsenentwicklung der letzten Monate.

Entsprechend hat die Notenbank auch die beiden anderen Ziele verfehlt: Die Wachstumsprognosen für 2015 bis 2017 mussten in diesem Monat erneut nach unten korrigiert werden, und von Preisanstieg ist nach wie vor weit und breit nichts zu sehen – in der Eurozone bewegt sich die Inflationsrate um die Null Prozent. Auch hier hat die EZB die Voraussagen gesenkt und wird demnach bis 2017 ihr selbst gestecktes Ziel von rund zwei Prozent Inflaton verfehlen.

Was also tun? Die EZB bekräftigt, dass sie noch Pfeile im Köcher hat und falls nötig das Anleihekaufprogramm weiter ausdehnen kann. Möglich ist hier sowohl eine Verlängerung über den September 2016, dem geplanten Endpunkt, hinaus als auch eine Ausweitung von monatlich 60 auf 70 bis 80 Milliarden Euro. Beides würde die Bilanzsumme der EZB noch weiter aufblähen.

Ob jedoch eine zusätzliche Liquiditätsschwemme mehr Erfolg bringen würde, ist fraglich. Da die Zinspolitik mit quasi Null Prozent Leitzins keinen Spielraum mehr hat, bleibt jedoch einzig und allein das „Quantitative Easing“, also die Erhöhung der Liquidität mit Anleihekäufen und anderen Notenbankoperationen. Die EZB kann ja schlecht sagen: „Sorry, unsere Mittel wirken nicht, deshalb verzichten wir auf operative Hektik und warten lieber ab, ob sich die Wirtschaft ohne Notenbankhilfe fängt“.

Das käme zwar nach den mangelnden Erfolgen der bisherigen Geldpolitik der Wahrheit recht nahe – aber wenn die EZB eingestehen würde, dass sie machtlos ist, würde das ihren Ruf als Macherin und Garantin des Aufschwungs nachhaltig ankratzen. Deshalb wird Draghi bei einer weiteren Eintrübung der Konjunktur oder einem Rutsch der Inflation in den negativen Bereich noch ein paar Hundert Milliarden Euro mehr Liquidität spenden und beten, dass irgendwann das Sprichwort wahr wird: „Viel hilft viel“.

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