Die Aktionäre von Osram können zufrieden sein: Im Übernahmekampf um den Lichtkonzern Osram haben die beiden Bieter den Preis immer höher geschraubt. Im Vergleich zum ersten Angebot von 35 Euro je Aktie bedeuten die 41 Euro, die der österreichische Halbleiterhersteller AMS zahlen will, einen Aufschlag von immerhin 17%. Bei der nächsten geplanten Übernahme – von comdirect durch die Mutter Commerzbank – ist so ein lohnender Bieterkampf dagegen kaum zu erwarten. Trotzdem bleibt es auch dort spannend.
Das Angebot von AMS gilt nur, wenn das Unternehmen bis heute um Mitternacht mindestens 62,5% der Anteile besitzt. Bis Freitag war das Interesse der Anleger zwar gering – aber erfahrungsgemäß dienen Großanleger wie Fonds ihre Aktien erst kurz vor Annahmeschluss an. Falls die Schwelle erreicht wird, haben die Anleger, die bis heute die Offerte nicht akzeptiert haben, weitere zwei Wochen Zeit, um die Aktien an AMS für 41 Euro zu verkaufen. Falls der andere Bieter – ein Konsortium aus den Private Equity-Firmen Bain und Advent – nicht heute noch ein höheres Angebot unterbreitet, ist der Kampf gelaufen, wenn die 62,5% erreicht werden.
Während die Übernahme von Osram bald in trockenen Tüchern sein dürfte, läuft sie bei comdirect erst an. Vorige Woche hat die Commerzbank die Konditionen bekannt gegeben: Sie bietet 11,44 Euro an und will mindestens 90% der Anteile in ihren Besitz bekommen. Da sie schon mehr als 82% hält, könnte das Vorhaben gelingen, ohne dass die Commerzbank noch etwas drauflegt. Die 11,44 Euro sind für viele Anleger eher enttäuschend, waren die Prognosen vorher doch bei 12 Euro + x gelegen. Aber immerhin: Das sind 25% mehr als vor Bekanntgabe der Übernahmepläne.
Der aktuelle Kurs liegt allerdings mit 11,70 Euro über der Offerte. Warum? Möglicherweise will der Hedgefonds Petrus Advisers, der nach Bekanntgabe der Übernahmepläne seine Beteiligung auf über 3% aufgestockt hat, querschießen und ein höheres Angebot erzwingen. Aber das wird nicht einfach.Vermutlich wird Petrus weiter Aktien zukaufen, um die 5%-Schwelle zu erreichen. Dann kann die Commerzbank die comdirect-Aktien nicht per squeez-out von der Börse nehmen. Comdirect-Aktionäre können die Anstrengungen von Petrus in Ruhe beobachten. Sie stehen nicht unter Handlungsdruck, da bis zum Annahmeschluss für das Übernahmeangebot noch einiges an Zeit verstreicht.
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