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Lehman-Zertifikate – Keineswegs total wertlos

Sie erinnern sich?“ AD-Kunden“ wurden die Käufer von Lehman-Zertifikaten im zynischen Vertriebsjargon mancher Banker in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts genannt – AD stand damals für „alt und doof“. 2008 ging die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite, die Zertifikate der zumeist von der niederländischen Lehman Brothers Treasury (LBT) schienen auf einen Schlag wertlos zu sein. Doch weit gefehlt, wie man inzwischen weiß.

Mehr als zehn Jahre lang haben Anleger, die die Zertifikate im Depot behalten haben, Auszahlungen aus dem Insolvenzverfahren der niederländischen Tochter Lehman-Brothers Treasury (LBT) erhalten. Anfang Mai kam nun das dortige Insolvenzverfahren für Privatanleger mit einer finalen Zahlung zum Abschluss. Das US-Verfahren läuft noch. Dort hätte man seine Ansprüche allerdings direkt anmelden müssen, was nicht jeder getan hat. In den Niederlanden war das nicht erforderlich.

Die Bilanz der niederländischen Abwickler von der Kanzlei Houthoff ist respektabel, wie ich in Beiträgen für Börse Online und Euro am Sonntag geschrieben habe. Insgesamt wurden allein auf die 59 Emissionen mit deutscher Wertpapierkennnummer in 14 Tranchen mehr als 400 Millionen US-Dollar ausgeschüttet. Dazu kam jetzt die finale Zahlung von weiteren 13 Millionen US-Dollar. Die Gelder flossen vor allem an Privatanleger sowie an einige professionelle Geldanleger, die auch die Wahl gehabt hätten, ihre Zertifikate in eine Umtauschanleihe einzuwechseln, sich aber dagegen entschieden. Die LBT-Auszahlungsquote beträgt für die Anleger, die die Abschlusszahlung bekommen haben, fast 42 Prozent des vom Insolvenzverwalter festgestellten Werts der Papiere zum Zeitpunkt der Insolvenz. Das ist klar mehr als „wertlos“, wie die Lehman-Zertifikate häufig bis zum heutigen Tage tituliert werden. Wer zusätzlich seine Ansprüche zum US-Insolvenzverfahren angemeldet hatte, bekam noch mehr – und kann weitere Zahlungen erwarten.

Paradox: Wenn es gut lief, könnte man mit Lehman-Zertifikaten sogar im Plus gelandet sein. Allerdings müssen dafür mehrere Bedingungen erfüllt sein: Die Papiere hatten einen vergleichsweise hohen Wert zum Pleitetermin, man behielt hat sie im Depot, hatte seine Forderung auch in den USA angemeldet und wurde seinerzeit von der Bank, die einem die Papiere verkauft hatten, anständig entschädigt. Zur Erinnerung: Insbesondere die Hamburger Sparkasse, Frankfurter Sparkasse, Sparkasse Hannover, Dresdner Bank (heute Commerzbank) und Citibank (heute Targobank) zählten zu den Instituten, die besonders viele Lehman-Zertifikate unter die Leute gebracht hatten.

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