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Klagen, klagen, klagen!

Eine Tochter der Liechtensteiner LGT Bank muss einem verurteilten deutschen Steuerhinterzieher Schadensersatz zahlen. Denn sie hat ihn nicht früh genug vor der Entdeckungsgefahr gewarnt. So ein Pech aber auch.

Da denkt man sich als gewiefter Steuersparer, man hat sein Vermögen vor dem deutschen Fiskus in Sicherheit gebracht, weil man das Geld ganz diskret bei einer Bank in Liechtenstein gebunkert hat. Und dann will so ein Ex-Mitarbeiter der Bank ebenfalls ein Vermögen haben und verschachert Kundendaten an den Bundesnachrichtendienst. Die Folge: Man wird wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe auf Bewährung und 7, 5 Millionen Schadenersatz verknackt. Das kann doch nicht gerecht sein!

Aber es gibt ja einen Ausweg. Schließlich ist ja bei so etwas die Bank schuld. Sie hätte einen doch wenigsten warnen können, dass das steuerlich nicht so ganz saubere Treiben vom deutschen Fiskus entdeckt worden ist. Dann hätte man sich nämlich blitzschnell per Selbstanzeige Absolution erteilen lassen können. Gesagt, geklagt – und vorerst recht bekommen: Eine Tochter der Liechtensteiner LGT Bank wurde in erster Instanz zu einer Entschädigung eines deutschen Steuerhinterziehers verurteilt.
Steuer- und andere großen und kleinen Sünder können also vorerst aufatmen. Denn das Urteil eröffnet ungeahnte Möglichkeiten der Sühne. Sie sind dummerweise mit Ihrem Wagen in ein parkendes Auto gefahren? Warum sagt der Halter des Wagens denn nicht vorher Bescheid, dass er da steht. Der ist doch schuld! Sie haben in einem Geschäft was mitgehen lassen und der Kaufhausdetektiv erwischt Sie am Ausgang? Das geht doch nicht, da hätten doch Hinweisschilder mit Warnung vor Kaufhausdetektiven aufgestellt sein müssen.
Sie haben schwarz auf dem Bau eines entfernten Bekannten Ihr Einkommen aufgebessert – sind aufgeflogen und Sozialleistungen wurden gestrichen? Na, da verklagt doch schnell den Nachbarn, der den Job vermittelt hat. Die deutsche Fußballnationalelf scheitert wegen des ganzen Hickhacks um Bundes-Jogi bei der WM in Südafrika schon in der Vorrunde? Da ist doch der Deutsche Fußball-Bund schuld – und nicht zu vergessen auch der Präsident des Gastgeberlandes, Jakob Zuma. Mit seinen Weibergeschichten hat der die Fußballer natürlich ganz kirre gemacht. Ein Schmerzensgeld für Seelenpein ist da doch mehr als gerechtfertigt.

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Politik
1Kommentar
  1. Dass eine Bank ihre Kunden verständigt, wenn ihr Daten abhanden kommen, sollte selbstverständlich sein. Es könnte ja auch ein Schaden durch Betrug o.ä. entstehen. Dass sie dann aber für die Folgen der Steuerhinterziehung gerade steht, das ist ungefähr so als ob der erwischte Bankräuber den Kumpel verklagt, der nicht ordentlich Schmiere stand. Ein Gutes könnte die Sache aber haben. Vielleicht lassen die Banken das Geschäft mit der Steuerhinterziehung, wenn es ab nun gegen alle Regeln heißt: Am Ende verliert immer die Bank.

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