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IWF-Vermögensabgabe – Finanzielle Repression ist längst Realität

Eine einmalige Vermögensabgabe von rund zehn Prozent als Lösung für die Staatschuldenkrise ? Ein kleiner Kasten mit Infos zum Thema, unscheinbar platziert auf Seite 49 im aktuellen „Fiscal Monitor“ des Internationalen Währungsfonds (IWF) schlägt hohe Wellen. Dabei sollte allen klar sein: Eine finanzielle Repression ist bereits Realität – und sie trifft derzeit gerade auch Kleinsparer.

Man darf ja mal spekulieren, dürften sich die IWF-Ökonomen gedacht haben, als sie sich jüngst um das Thema kümmerten, wie mit Hilfe der Steuerpolitik die weltweit hohen Staatsschulden abgebaut werden könnten. Auf Seite 49, in einem halbseitigen Kasten fast schon versteckt, werfen sie die Frage auf, ob nicht eine einmalige Vermögensabgabe eine mögliche Lösung sein könnte. Wichtig für den Erfolg: Sie müsste ohne Ankündigung quasi über Nacht erfolgen, damit die Bürger ihr nicht ausweichen könnten, und es müsste glaubwürdig sein, dass sie nicht wiederholt würde – was besonders schwer zu bewerkstelligen sein dürfte.

Und die IWF-Ökonomen präsentieren auch gleich die Rechung: Eine zehnprozentige Vermögensabgabe für Haushalte mit positivem Nettovermögen würde in den 15 Euro-Ländern dafür sorgen, dass das Verschuldungsniveau wieder zumindest auf das Vorkrisenniveau von Ende 2007 sinken könnte. Der Vorstoß hat für eine Menge Wirbel – und Ablehnungsbekunden – gesorgt. Aber: Wenn der IWF schon öffentlich darüber nachdenkt, dürften solche Gedankenspiele in den Finanzministerien vieler Länder längst durchgespielt worden sein – zumal es etwas Vergleichbares schließlich in der Vergangenheit schon gegeben hat, etwa den Lastenausgleich in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg.

Solch ein Schritt, wie ihn der IWF ins Spiel bringt, wäre gewiss ein Paukenschlag, vielleicht aber sogar die ehrlichere und effektivere Teil-Lösung als das, was derzeit passiert: die schleichende Enteignung aller, gerade auch der Kleinsparer, denen es kaum mehr gelingt, mit ihren häufig konservativen Geldanlagen die Inflationsrate zu schlagen und die auf diese Weise über die Jahre nach und nach weniger Kaufkraft mit dem Ersparten haben. Mit der weiteren Zinssenkung durch die EZB heute dürfte sich das Problem noch verschärfen. Die finanzielle Repression ist bereits Realität, wird aber von vielen vielleicht nicht so bewusst wahrgenommen.

Dass es keine einfachen Lösungen für die Schuldenkrise gibt, liegt auf der Hand. Die Möglichkeiten, die es gibt, analysiert etwa das lesenswerte Buch „Die Billionen Schuldenbombe“. Dass die Staaten sparen und die Schulden auf diese Weise abtragen, erscheint angesichts der Dimensionen fast utopisch zu sein, gleiches gilt für das Herauswachsen aus der Krise. Da erscheint ein Schuldenschnitt, wie es ihn regelmäßig schon im alten Mesopotamien gegeben zu haben scheint, nach Sicht der Autoren schon erheblich effektiver zu sein – aber politisch zu unpopulär. So bleibt es wohl dabei, dass die Entwertung der Staatsschulden durch eine nicht allzu sehr über den Zinsen liegende Inflation der Weg bleibt, den die Politik zu gehen bereit ist. Die Gefahr, die daraus resultiert, liegt allerdings in der Verselbständigung der Inflationserwartungen, oder salopp gesagt im „Ketchupflascheneffekt“, den die Autoren so beschrieben: Wenn der Ketchup aus der Flasche soll, dann kommt zu schnell zu viel auf einmal. Das zu verhindern, ist keineswegs ein triviales Unterfangen.

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