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Die nächste Zinssenkung ist im Busch

Das war ein Schock für die Euro-Spekulation – als Europas Statistikbehörde vorige Woche für Oktober nur noch eine Inflationsrate von 0,7 Prozent veröffentlichte, weit unter den 1,1 Prozent vom September. Das änderte schlagartig die Erwartungen für die Geldpolitik der EZB. Eine weitere Leitzinssenkung plus neue Liquiditätsspritzen sind jetzt wahrscheinlich geworden. Was bedeutet das für die Anleger?

Wenn in Deutschland die Preise mit 1,2 Prozent nicht deutlich stärker als im Euroraum-Durchschnitt gestiegen wären, dann wäre die Deflation, also ein fallendes Preisniveau, ganz, ganz nahe gerückt. Aber auch so ist die Deflationsangst plötzlich zurückgekehrt. Und da ist die EZB gefordert. Manche Analysten erwarten bereits am kommenden Donnerstag eine Leitzinssenkung von 0,5 auf 0,25 Prozent.

Ich glaube zwar, dass es dazu noch nicht kommen wird, weil Mario Draghi und seine Mitstreiter vermutlich abwarten wollen, ob sich der Trend zu immer tieferen Inflationsraten fortsetzt und der Null-Linie gefährlich nahe rückt. Deshalb dürfte die EZB frühestens im Dezember, vermutlich aber erst Anfang 2014, die Zinsschraube ein letztes Mal nach unten drehen. Zusätzlich muss sie, um die rückläufige Kreditvergabe der Banken in den Problemstaaten anzukurbeln, neue massive Liquiditätshilfen geben.

Denn es ist kaum anzunehmen, dass sich der fallende Teuerungstrend bald umkehrt. Die sinkenden bis stagnierenden Energiepreise und die schwache Konjunktur in den Problemstaaten und Frankreich sprechen dagegen. Die Devisenmärkte hatten also schon recht, als sie sofort nach Bekanntgabe der Zahlen den Höhenflug des Euro jäh stoppten und die Gemeinschaftswährung nach unten schickten. Aber nicht nur an den Währungsmärkten werden die Karten mit der nahenden Null-Inflation im Euroraum neu gemischt. Die Anleger müssen generell neu denken:

  • Erstens ist die Zinswende an den Anleihenmärkten endgültig verschoben. Wenn die Leitzinsen auf 0,25 Prozent zurückgenommen werden, wird die gesamte Zinskurve nach unten gedrückt – zumal eine so geringe Teuerung bei länger laufenden Bonds immerhin wieder eine positive Realrendite, also nach Abzug der Inflationsrate, ermöglicht.
  • Zweitens wird eine Leitzinssenkung die Sätze für Bankeinlagen weiter talwärts schicken, die so genannte kalte Enteignung wird dadurch noch schlimmer, denn reale Erträge lassen sich mit Tages- oder Festgeld nur noch in Ausnahmefällen erzielen.
  • Drittens verlängert es die Leidenszeit der Lebensversicherungs-Sparer. Denn die Verzinsung der Policen wird durch die tiefen Bondrenditen und Geldmarktsätze schneller und stärker gedrückt als bislang erwartet.
  • Viertens wird das alles die Aktienmärkte in Europa trotz der Überhitzungstendenzen infolge der jetzigen Rallye weiter befeuern. Denn die Anlagealternativen Anleihen und Bankeinlagen verlieren noch weiter an Reiz, während die lockere Geldpolitik die Konjunkturerholung stützt und damit auch die Verbesserung der Unternehmenserträge. Nicht zuletzt ist das Ende der Euro-Rallye positiv, denn es verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus Euroland, die insbesondere in den Problemstaaten durch die Aufwertung der Gemeinschaftswährung stark gelitten hat.

Die Rotation aus Zins- in Sachanlagen wie Aktien wird deshalb noch eine Weile weitergehen. An Aktien geht deshalb für Langfristanleger, die den realen Wert ihrer Ersparnisse erhalten und steigern möchten, noch längere Zeit kein Weg vorbei.

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