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Italiens Quittung für ein verlorenes Jahrzehnt

Unerwartet kam es nicht gerade, dass S & P nun auch Italiens Kreditwürdigkeit herabgestuft hat. Unerwartet war höchstens der Zeitpunkt unmittelbar nach Berlusconis Sparpaket. Italien hat allerdings nicht nur ein Schuldenproblem, sondern zusätzlich erhebliche strukturelle Schwierigkeiten, die eine Reduzierung der Defizite erschweren. Ein paar Vergleiche mit Deutschland zeigen das klar.

Besonders gravierend ist die unterschiedliche Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit seit der Euro-Einführung: In Deutschland hat sie sich gegenüber 24 Industrieländern nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank um 10,5 Prozent verbessert, in Italien um sage und schreibe 13,5 Prozent verschlechtert. Diese ungeheure Diskrepanz von 24 Prozentpunkten schlägt sich vor allem in den Exporterfolgen nieder.

Während Deutschland seine Ausfuhren (in konstanten Preisen) seit 1999 deutlich mehr als verdoppelt hat, legte Italien nicht einmal um 20 Prozent zu. Deutschland hat dadurch seine Exportquote binnen elf Jahren von knapp 30 auf 46 Prozent erhöht, in Italien, das 1998 noch fast so stark im Außenhandel war, ist sie dagegen bei 27 Prozent verharrt. Für Italien war also die letzte Dekade ökonomisch ein verlorenes Jahrzehnt. Und das bringt früher oder später immer höhere Staatsschulden mit sich.

Auf den Weltmärkten erfolgreich zu sein ist aber für schuldengeplagte Länder wie Italien überlebenswichtig. Denn die dringend notwendige und von Berlusconi nun beschleunigte Defizitreduzierung schwächt notgedrungen kurzfristig die Binnennachfrage. Und wenn das Ventil Ausfuhren nicht weit geöffnet ist, fehlt ein Ausgleich für den nachlassenden Absatz im Inland.

In Italien ist dieses Dilemma zwar lange nicht so schlimm wie in Griechenland, aber das Land muss alles unternehmen, um wieder in die Spur zu kommen und so den Teufelskreis aus Staatsschulden und Konjunkturrückgang zu durchbrechen. Nur dann kann es langfristig seine Schulden zurückzahlen.

Sparprogramme helfen zwar auch, die Produktivität nach und nach zu verbessern, aber im Falle Italiens wären mehr und schnellere Schritte nötig: Beispielsweise eine konzertierte Aktion mit Gewerkschaften und Unternehmen, um gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Nur dann kann Italiens Export wieder florieren, und nur dann kann das Land auch seine Marktanteile im Inland behaupten oder sogar ausbauen. Ob Berlusconi das gelingen wird? Daran bestehen erhebliche Zweifel. Nicht nur, wie die Bonitätsabstufung zeigt, bei den Ratingagenturen.

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1Kommentar
  1. STOP! Italien wird sich konsolidieren und neu aufstellen.
    Italien wird schlecht regiert – das ist zweifelsohne ein Manko – wird aber den 75 Jahre alten Mann an der Spitze überleben. Dessen Tage sind gezählt und es wäre nun höchste Zeit, wenn eine konzertierte Aktion der politischen Gremien endlich für den demokratischen wechsel sorgt. Das Dilemma: die Opposition kann sich nicht formieren. Aber: Italien steht nicht allein oder isoliert dar. Vielmehr müssen derzeit etwas umständliche Varianten der Diplomatie genutzt werden. Der Staatspräsident Italiens konsultiert regelmässig den (deutschen) Papst in Rom. Dabei wird keineswegs nur über Fragen des Glaubens oder der Kirche konferiert. Italiens Finanzminster Tremonti traf Bundesfinanzminister Dr. W. Schäuble zu einem Gesprächs- und Gedankenaustausch im Rahmen der G20-Gipfel-Vorbereitungen.Poi aggiunge un affondo sull' export: «L' Europa non può contare solo sulle esportazioni: ha bisogno di maggiore fiducia nei bilanci pubblici». Gli fa eco Schäuble: «C'è stato un eccesso di liberismo: senza regole i mercati si sono autodistrutti. Non esiste un bene comune italiano contro quello tedesco». Concorda Passera: «Bisogna rimettere l' economia al suo posto. È uno straordinario metodo d' analisi, ma non può essere l' unico e nemmeno il prevalente. Veniamo da vent' anni di culto del mercato: chiunque osava contrastarlo era tacciato di eresia».
    Sandro Valecchi, Analyst,10555 Berlin
    aus:Corriere della Sera – Abendkurier Pressearchiv

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