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Girokonten – Aufreger Dispozinsen

Ein kleines Gedankenexperiment: Wie wäre es eigentlich, wenn man seine privaten Finanzen nach der Maßgabe einer klugen Hausfrau führt und einfach nur das monatlich ausgibt, was reinkommen ist? Klingt spießig, das gebe ich gerne zu. Aber dann fiele das Ärgernis gar nicht ins Gewicht, über das sich jetzt Verbraucherschützer und sogar Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner echauffieren: Dass zwischen den Refinanzierungkosten der Banken und den Sollzinsen, die sie ihren Kunden für erlaubte Überziehungen auf Girokonten in Rechnung stellen, derzeit enorme Lücke klafft. Zu den traurigen Spitzenreitern bei den Sollzinsen zählen Institute wie die Targobank, die Santander Consumer Bank, aber auch die vom Staat gepamperte Commerzbank – und das, obwohl sie sich derzeit so günstig wie nie Geld leihen können. Schließlich liegt der EZB-Leitzins bereits seit der Finanzkrise nur noch bei einem Prozent.

Verbraucherschützer gehen nun per Abmahnungen gegen mehrere Banken vor, die besonders kräftig zulangen – und weisen darauf hin, dass Kunden derzeit kaum eine Chance haben herauszufinden, nach welchen Kriterien die Zinsen festgelegt werden. Die Verbraucherschützer fordern daher eine gesetzliche Obergrenze, wie hoch der Dispozins über dem Refinanzierungszins liegen darf. Im Gespräch sind sieben Prozentpunkte bei Überziehungen im Disporahmen und zehn Prozentpunkte bei geduldeten Überziehungen. Wie die Stiftung Warentest herausgefunden hat, schwanken die Dispozinsen am Markt derzeit zwischen moderaten sechs Prozent und 16,99 Prozent. Gerade viele kleine Institute seien besonders teuer. Dispozinssätze von elf Prozent und mehr sind geradezu üblich.

Solange die Banken so zulangen, bleiben Kunden nur drei Möglichkeiten: Erstens die Bank zu wechseln und zu einem kundenfreundlicheren Anbieter zu gehen. Oder noch besser, besagte Hausfrauenregel zu beachten. Und wenn es mal hart auf hart kommt, sich daran zu erinnern, dass der Dispokredit der wohl teuerste Kredit ist, den man aufnehmen kann. Wenn also klar ist, dass man über einen längeren Zeitraum zusätzlichen Finanzbedarf hat, etwa wenn ungeplant eine neue Waschmasche fällig wird, ist es ratsam, lieber einen Ratenkredit aufzunehmen, der deutlich günstiger ist als die Überziehung des Girokontos. Bitter: Trotz dieser Erkenntnis steht in Deutschland laut Finanztest jeder sechste Bankkunde mit seinem Konto in den Kreide.

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