Am amerikanischen Aktienmarkt geschieht zurzeit Ungewöhnliches: Der starke Kursanstieg wird von steigenden Leerverkäufen begleitet. Der Hedge Fonds von Ober-Spekulant George Soros und andere Short Seller stocken ihre Wetten gegen den S&P 500 deutlich auf.
Nach den Daten der Agentur Bloomberg hat die Leerverkaufsquote, also der Anteil der Short-Sellings am gesamten Marktvolumen des S&P 500, seit Jahresbeginn von 3,6% auf 3,9% zugenommen. Deutlich höher war diese Quote zuletzt Anfang vorigen Jahres mit 4,4%, als weltweit die Börsen abgestürzt waren. Bloomberg hat so eine Bewegung mitten in einer Hausse noch nie seit der Erfassung der Leerverkaufsquote (2008) beobachtet. Dass neben George Soros, der inzwischen für fast eine halbe Millarde Dollar geliehene Aktien verkauft hat, immer mehr Hedge Fonds mit deutlichen Kursverlusten an der Wall Street rechnen, ist eigentlich ein gutes Zeichen. denn es zeigt, dass die Anleger von einer Euphorie meilenweit entfernt sind. Und es kann, wenn die Kurse weiter klettern, die Hausse sogar zusätzlich befeuern. Denn wenn die Short-Seller zu viel verlieren und ihre Positionen eindecken, müssen sie die Aktien wieder zurückkaufen. Und das treibt dann die Kurse.
Auf die fehlende Euphorie deuten auch die Daten an den Future-Märkten hin. Dort sinken die Netto-Long-Positionen schon seit zwei Monaten deutlich. Und auch die Fondsabflüsse aus US-Aktienfonds und Aktien ETFs in den letzten Wochen signalisieren, dass viele Anleger dem Braten nicht trauen – auch das keine Zeichen von Übermut, der ansonsten meistens nach starken Kursanstiegen und vor harten Korrekturen zu beobachten ist.
In Deutschland, wo es zusamenfassende Daten über Leerverkäufe nicht gibt, lässt sich ebenfalls bei zahlreichen Einzelaktien beobachten, dass die Hedge Fonds ihre Wetten auf fallende Kurse von Papieren aus dem DAX und den anderen Auswahlindizes zuletzt weiter ausgebaut haben. Im DAX ragt der Pessimismus über die Lufthansa-Aktie heraus, bei der die Leerverkaufsquote stolze 8,54% erreicht hat.
Übrigens: Mit ihren Leerverkäufen sind die Hedge Fonds in der vergangenen Zeit nicht glücklich geworden. Seit 2009 hat das Segment der Short Seller im Durchschnitt in fast allen Jahren Geld verloren. Und auch im laufenden Jahr büßen sie bisher im Schnitt gut 5% ein, während der S&P 500 um 7,4% zugelegt hat.
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