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Geht der Zinswahnsinn immer weiter?

Gestern haben nun auch Bundesanleihen mit drei Jahren Restlaufzeit das geschafft, was ein- und zweijährige Papiere vorgemacht haben: Negative Renditen. Anleger zahlen also drauf, wenn sie Wolfgang Schäuble Geld pumpen. Bei zwei Prozent Inflation ist das ein doppelt schlechtes Geschäft, das ist schlicht Wahnsinn.

Einzelne Bundesanleihen mit drei Jahren Laufzeit rutschten zwar schon vorige Woche vorübergehend unter die Null, aber im Durchschnitt weist die Deutsche Bundesbank gestern mit -0,01 Prozent erstmals ein Minus aus. Bei Einjahrespapieren beträgt die jährliche Rendite -0,08 und bei zweijährigen -0,09 Prozent. Für keine Laufzeit unterhalb von sieben Jahren gibt es inzwischen mehr als 0,5 Prozent, für die begehrten Fünfjahresanleihen sind es gerade noch 0,3 Prozent. Und die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – sozusagen der Leitindex am Rentenmarkt – ist mit 1,13 Prozent auf dem besten Weg, die Ein-Prozent-Marke zu durchbrechen.

Die Flucht in absolute Sicherheit, wie sie nach Ansicht der Anleger anscheinend Bundesanleihen verkörpern, sowiedie jüngste Reduzierung der Zinsen auf Null, die die EZB den Banken für deren Übernachteinlagen bei ihr bietet, machen diese wahnwitzige Entwicklung möglich. Inzwischen bekommen sogar weniger solide Staaten wie Frankreich und Belgien Geld zurück, wenn sie sich kurzfristig verschulden.

Für die Anleger sind das alles keine guten Botschaften. Denn Besserung ist erst in Sicht, wenn die europäische Schuldenkrise an Schrecken verliert – aber bis dahin ist vermutlich noch ein weiter Weg. Deshalb müssen sich Privatanleger wohl oder übel Gedanken über Alternativen zu Staatspapieren machen, zumal auch die Zinsen für Bankeinlagen immer stärker unter Druck geraten. Laut Bundesbank sind die Sätze für neu abgeschlossene Festgelder allein im Mai im Durchschnitt um rund 0,15 Prozentpunkte gegenüber April gefallen. Inzwischen dürften sie noch stärker zurückgegangen sein.

Alternativen zu Schäubles Mickerzinsen bieten ausgewählte Unternehmensanleihen – die aber häufig den Nachteil sehr hoher Mindeststückelungen aufweisen. Zudem sind die Renditen deutlich abgerutscht, weil Profianleger massiv gekauft haben. Eine bessere Wahl dürften deshalb deutsche Pfandbriefe sein, die eine fast so gute Bonität wie Bundesanleihen aufweisen; aber da sie bei ausländischen Investoren nicht so bekannt sind wie bei inländischen, sind ihre Renditen noch einigermaßen attraktiv: Für Fünfjahrespapiere liegt die Rendite mit rund 1,4 Prozent immerhin um mehr als einen Prozentpunkt höher als bei Bundesanleihen, für zehnjährige Pfandbriefe gibt es mit 2,4 Prozent doppelt so hohe Renditen. Angesichts einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent lassen sich damit zwar keine großen Sprünge machen – aber wenigstens gleichen die Pfandbrief-Renditen die aktuellen Kaufkraftverluste fast (bei 5-7jährigen Laufzeiten) oder ganz (bei 8-10jährigen Laufzeiten) aus.

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