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Freitagsfrage: Können die Schwellenländer nach der türkischen Zinserhöhung aufatmen?

24 statt 17,75 Prozent. Die türkische Zentralbank hat ein deutliches Zeichen gesetzt und die Leitzinsen gegen den Willen von Staatspräsident Erdogan kräftig angehoben. Das hat nicht nur dem Kurs der türkischen Lira geholfen, sondern auch den Verkaufsdruck auf Währungen und Anleihen anderer Schwellenländer gemindert. Doch hat die leichte Erholung Bestand?

Präsident Recep Tayyip Erdogan steht mit dem Rücken zur Wand. Die Währung seines Landes verfällt, die Wirtschaft schwächelt.  Um den Teufelskreis aus Inflation, Kapitalabfluss und Wirtschaftskrise zu stoppen, hat er bereits die Goldreserven des Landes verkauft und angeordnet, dass Immobilienkäufe nur noch in der Landeswährung abgewickelt werden dürfen. Gleichzeitig will er, dass die Leitzinsen gesenkt werden, um so die Wirtschaft anzukurbeln und ein Abrutschen in eine Rezession zu verhindern.

Das Konzept lässt viele Fachleute den Kopf schütteln. Denn auch mit Verkäufen von Tafelsilber, Appellen an Bürger, ihre Devisen zu tauschen und der neuen Immobilienregel kommt nicht genug Kapital ins Land, um den Verfall der Lira zu stoppen. Die Notenbank hat das erkannt und nun die Leitzinsen kräftig angehoben. Damit werden Geldanlagen in der Türkei wieder attraktiver. Das hat die Abwärtsspirale erst einmal gestoppt. Die Lira legte spürbar zu.

Doch nicht nur die türkische Währung und Anleihen des Landes profitierten von der Maßnahme. Auch der Rubel und der südafrikanische Rand stiegen, die Dollaranleihen von Argentinien, Indonesien und Mexiko stabilisierten sich. Denn immer wenn es irgendwo auf der Welt eine Krise gibt, beginnen Anleger ihre Engagements kritischer zu betrachten. Und in einigen Schwellenländern gibt es ähnliche Muster wie in der Türkei: Die Wirtschaft brummt zwar, doch die Länder sind extrem abhängig von ausländischem Kapital.

Ob die Gefahr für alle Schwellenländer nun endgültig vorbei ist, hängt von zwei Faktoren ab: Einerseits, wie Erdogan auf die Entscheidung der Zentralbank reagiert. Lässt er es bei verbalen Attacken, werden die Kapitalgeber zufrieden sein. Greift er in die Unabhängigkeit der Zentralbank ein, etwa indem er die Führungsspitze austauscht, dürfte die Krise mit Macht zurückkehren. Andererseits ist es entscheidend, wie die türkische Wirtschaft die Zinserhöhungen verkraftet. Eine Rezession würde den einen oder anderen Anleger vielleicht doch noch einmal sein Engagement in der Türkei überdenken lassen, und damit den Druck auch auf andere Schwellenländer wieder erhöhen.

 

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