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Freitagsfrage: Geht dem Aufschwung der Treibstoff aus?

Zu Jahresbeginn waren sich fast alle Experten einig: Deutschland wird 2015 zusammen mit den USA der stärkste Motor für die Weltkonjunktur sein. Von diesem Optimismus für Made in Germany ist inzwischen viel abgebröckelt – und mit ihm die Aktienkurse. Geht aber dem deutschen Aufschwung tatsächlich der Treibstoff aus?

Die Rechnung schien vor ein paar Monaten unumstößlich: Deutschlands
Wirtschaft verdient wegen ihrer Exportabhängigkeit am meisten an der
Euro-Schwäche, sie profitiert wegen ihrer Energieabhängigkeit am
stärksten vom Ölpreisverfall und sie ist der Hauptnutznießer des
wahnsinnigen Zinsrutsches, da fast nirgendwo die Kreditkosten so tief
gefallen waren. Ergo geht es mit dem Wachstum steil bergauf. Dummerweise haben sich die Vorzeichen bei allen drei Kostenkomponenten jedoch in den letzten Wochen dramatisch verändert: Der Ölpreis hat vom Tief aus um fast 50 % zugelegt, der Euro strebt Richtung 1,15 Dollar und nicht zur Parität, die als gottgegeben angenommen worden war, und die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist von 0,05 % auf 0,7 % explodiert und hat die Kreditkosten generell nach oben schnellen lassen.

Dass so ein radikaler Richtungswechsel nicht ohne Spuren bleiben kann, ist klar. Hinzu kommt, dass die gesamte Weltwirtschaft unter dem verminderten Aufschwungstempo der USA leidet. Deshalb werden wohl die überaus optimistischen Jahresprognosen revidiert werden müssen – zumal Deutschland im ersten Vierteljahr 2015 sogar schwächer gewachsen ist als der EU-Durchschnitt und deutlich unter den Voraussagen geblieben ist.

Der Aktienmarkt hat auf diese gravierenden Veränderungen der Rahmendaten mit einem deutlichen Rücksetzer reagiert, beim DAX um 7 %. Das ist logisch, weil unter den neuen Bedingungen die Unternehmensgewinne langsamer zulegen werden als es bis März in den Kursen eingepreist war. Der Hausse ist also ein Teil des Treibstoffs ausgegangen. Trotzdem ist zu viel Pessimismus auch nicht angebracht. Der Euro steht immer noch deutlich unter dem Niveau von vor einem Jahr – die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen hat sich von dort aus betrachtet also verbessert, wenngleich weniger kräftig als noch vor ein paar Wochen. Und der Ölpreis ist immer noch weit vom Vorjahresniveau entfernt. Auch hier gibt es also eine Kostenentlastung für Unternehmen und Konsumenten. Und schließlich liegen die Kapitalmarktzinsen trotz des Anstiegs deutlich niedriger als vor Jahresfrist.

Es ist deshalb viel zu früh, für die deutsche Konjunktur das Sterbeglöckchen zu läuten. Sie wird jedoch 2015 nur moderat statt kräftig wachsen und die Steigerungsraten der Unternehmengewinne werden um ein paar Prozentpunkte geringer ausfallen als von vielen Analysten erwartet worden war. Die Anpassung der Aktienkurse an diese neuen Rahmendaten ist deshalb vermutlich noch im Gang – aber ein Absturz ins Uferlose rechtfertigen die Daten auf keinen Fall. Zumal angesichts der extremen Volatilität an den Währungs-, Zins- und Energiemärkten eine erneute Richtungsänderung jederzeit möglich ist. Und damit auch neue Phantasie für die deutsche Konjunktur und die Börsenentwicklung.

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