Fast täglich rauschen die Meldungen über die künftige laufende Verzinsung von Lebensversicherungen herein – und die Aussage ist überall gleich: Die Kunden bekommen 2012 weniger gutgeschrieben als 2011. Setzt sich dieser nun schon seit langem anhaltende Trend weiter fort?
2012 bringt für das liebste Altersvorsorgeprodukt der Deutschen eine Zäsur: Erstmals sinkt der Durchschnitt der Verzinsung unter die Vier-Prozent-Marke. Das lässt sich jetzt, nachdem die Mehrzahl der Branchengrößen ihre Statements gemacht haben, mit Sicherheit sagen. Der Wert wird sich wohl bei 3,8 bis 3,9 Prozent einpendeln. Zum Vergleich: 2011 waren es 4,1 Prozent, bis 2001 noch über sieben Prozent. Der Rutsch unter vier Prozent ist deshalb so bedeutsam, weil das unterhalb der Garantieverzinsung liegt, die Kunden bekommen, wenn sie in den Jahren vor 2000 einen neuen Vertrag abgeschlossen haben. Damit werden die Kunden bei vielen Gesellschaften erstmals ungleich behandelt – die „alten“ erhalten 4,0 Prozent, die „neuen“ mit Garantiezinsen zwischen 3,25 (die ab 2000 galten) bis 2,25 Prozent (die einschließlich 2011 gelten) dagegen weniger. Man spricht deshalb von Zweiklassengesellschaft.
3,8 bis 3,9 Prozent – das hört sich ja in dieser Zeit der ultratiefen Zinsen noch ganz gut an – aber leider gibt es diesen Satz nur auf den reinen Sparanteil – und der liegt bei 75 bis 80 Prozent der gesamten Prämienzahlungen der Kunden. Gemessen an der Gesamtzahlung erhalten die Kunden also jetzt im Schnitt etwa drei Prozent gutgeschrieben – das ist für einen so langfristigen Vertrag nicht gerade die Welt. Und wie es aussieht, wird es noch weiter bergab gehen mit den Renditen.
Da die Versicherer im Schnitt mehr als 80 Prozent der Gelder in Zinspapieren anlegen, trifft sie die anhaltende Niedrigzinsphase Jahr für Jahr härter. Bisher haben früher gekaufte Anleihen mit Renditen von fünf bis sechs Prozent für zehnjährige Bundesanleihen, die es Anfang des Jahrtausends noch gab, die Verzinsung aufgepäppelt. Aber diese Bonds laufen nach und nach aus und müssen durch Anleihen mit gerade noch zwei Prozent für zehnjährige Bundesanleihen ersetzt werden – oder eben durch risikoreichere Papiere wie Unternehmensanleihen, Bonds anderer Staaten oder Aktien. Da die Niedrigzinsphase vermutlich noch länger anhalten wird, schmilzt deshalb die Rendite für die Versicherer voraussichtlich noch jahrelang weiter wie Schnee in der Sonne.
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