Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF

Home » Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF » Allgemein » Endet jetzt der Höhenflug des „verfluchten“ Euro-Kurses?

Endet jetzt der Höhenflug des „verfluchten“ Euro-Kurses?

Wer vor zwölf Monaten danach gefragt worden wäre, welche Währung 2013 den Siegerlorbeer davontragen wird, hätte schwerlich auf den Euro getippt. Zu groß waren die Ängste vor einer neuen Krise der Gemeinschaftswährung. Aber der Euro hat alle Skeptiker Lügen gestraft – zusammen mit der Dänenkrone legte er unter allen wichtigen Devisen am stärksten zu.

Das Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem US-Dollar nimmt sich zwar vergleichsweise bescheiden aus – aber ein Höchstkurs von knapp 1,39 Euro je Dollar Ende 2013 ist doch ein enormer Unterschied zu den Prognosen vor Jahresfrist, die größtenteils zwischen 1,10 und 1,20 Dollar gelegen hatten. Und so mancher hatte gar geglaubt, der Euro werde 2013 nicht überleben. Zu bedenken ist, dass auch der Dollar relativ stark war und im Verhältnis zu fast allen Währungen hinzugewonnen hat. Im Vergleich zum Yen, der drittwichtigsten frei konvertierbaren Devise,  hat der Euro viel mehr gewonnen, nämlich ein Viertel.

Die Stärke der Gemeinschaftswährung bremst über günstige Einfuhrpreise den Inflationsauftrieb – aber sie schwächt auch die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Unternehmen. Und das so sehr, dass Italiens Ministerpräsident Enrico Letta jüngst über den „verfluchten“ Euro-Kurs schimpfte, der die Konjunktur und den Arbeitsmarkt der Problemstaaten  heftig beeinträchtige. Er nannte es als oberstes Ziel der EU, den Währungskurs zu drücken.

In den ersten Tagen des neuen Jahres ist der Devisenmarkt dieser Forderung nachgekommen – der Euro ist um gut zwei Cents auf 1,36 Euro gefallen. Allerdings lag das wohl weniger an Lettas Wehklagen, sondern mehr am Jahresultimo. Zur Jahreswende haben Devisentrends schon häufiger gedreht. Vor allem ein gewichtiger Grund spricht dafür, dass das nun auch für den Höhenflug des Euro gilt. Die Gemeinschaftswährung hat 2013 davon profitiert, dass die EZB ihre Bilanzsumme  zurückgefahren hat – im Gegensatz zu den Notenbanken der USA, Großbritanniens und Japans, die ihre Bilanzsummen weiter aufgebläht und damit die Geldschwemme vergrößert haben. Die relative Verknappung von Euros hat den Preis der Gemeinschaftswährung tendenziell gestützt.

2014 aber dürfte das Jahr der geldpolitischen Umbrüche werden: Die US-Fed hat angesichts der guten Konjunktur beschlossen, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren und im Lauf des Jahres eventuell ganz zu beenden. Das bremst die Aufblähung des Dollar-Volumens. Auch die Bank of England steht kurz davor, ihre ultralockere Geldpolitik zu straffen, da die Konjunktur überraschend stark anzieht. In Euroland dagegen ist zwar die Rezession zu Ende, aber die Wachstumsraten werden deutlich kleiner ausfallen als in den USA und Großbritannien. Deshalb ist noch keine Straffung der Geldpolitik angesagt. Im Gegenteil: Die EZB wird alles daran setzen, dass die Konjunktur an Kraft gewinnt und die Arbeitslosigkeit abnimmt. Ein zu starker Euro ist hier kontraproduktiv. Die EZB dürfte die Banken sogar mit zusätzlichen Mitteln versorgen und ihre Bilanzsumme wieder aufblähen. Und das beendet den relativen Knappheitseffekt des Euro – und damit wohl auch dessen Höhenflug.

Der Wunsch von Enrico Letta könnte also 2014 in Erfüllung gehen.  Ein schwächerer Euro würde der Konjunktur in Euroland einen zusätzlichen Impuls verleihen uns so mithelfen, die Staatschuldenkrise zu überwinden.

Mehr Beiträge vom finanzjournalisten blog

Weitere Beiträge
Schlagwörter:
Politik
0 Kommentare

Themen

Archiv

Autoren

Blog abonnieren

Unsere Bücher

Alle Bücher

Unser Team