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Ein guter Grund für die Commerzbank-Hausse

Ziemlich genau verdoppelt hat sich der Kurs der Commerzbank-Aktie in den letzten fünf Monaten. Als Grund dafür werden gern Übernahmephantasien angegeben. Aber es gibt auch eine ganz handfeste Ursache für die Hausse der jahrelang so gebeutelten Aktie: den rasanten Anstieg der Frachtraten für Transporte per Schiff, ausgedrückt im Baltic Dry Index.

Die Entwicklung der Frachtraten ist für die Commerzbank überlebenswichtig, da sie als einer der größten Schiffsfinanzierer der Welt enorm unter dem Verfall des Baltic Dry Index (BDI) gelitten hat. Ein erheblicher Teil der faulen Kredite entfällt auf Schiffsfinanzierungen. Der Bestand ist zwar durch Verkäufe zurückgegangen, aber das Volumen betrug Ende September immer noch knapp 16 Milliarden Euro. Davon war über ein Viertel, nämlich 4,4 Milliarden, notleidend. Noch Anfang Juli hatten manche Medien spekuliert, die Co-Bank benötige eine weitere Kapitalerhöhung, um die Lasten der Schiffskredite schultern zu können. Analysten hatten die Schiffskredite als wichtigsten Sektor für die Überwindung der Krise ausgemacht, so wie sie diesem Bereich auch die Hauptschuld am Kurssturz der Co-Bank seit Jahresbeginn und zuvor gegeben hatten.

Die Riesenprobleme für die Commerzbank waren dadurch entstanden, dass viele Reedereien aufgrund des Verfalls der Frachtraten die vereinbarten Kreditzinsen für ihre Schiffe nicht mehr zahlen konnten. Immerhin war der BDI von zeitweise 12 000 Punkten auf unter 700 Zähler abgetaucht. Aber dann kam die Rettung – für so manchen Reeder, und damit auch für die Commerzbank: Der BDI schnellte ab August regelrecht nach oben und durchbrach bereits Mitte September die 2000er-Marke. genau in diese Zeit fällt auch der Beginn der Commerzbank-Hausse. Die Aktie raste binnen sechs Wochen von gut sechs auf knapp zehn Euro hoch.

Ab Oktober kam es beim BDI jedoch zu einem kräftigen Rückschlag auf weniger als 1500 Punkte – und die Commerzbank-Aktie reagierte darauf mit einer volatilen Seitwärtstendenz um die zehn Euro herum. Erst als vorigeWoche der Baltic Dry Index erneut rasant zu klettern begann und inzwischen schon wieder nahe der 2000er-Marke steht, sprang auch der Co-Bank-Kurs wieder mächtig an.

Der neuerliche Befreiungsschlag kam für die Commerzbank zur rechten Zeit, denn erste Analysten begannen sich schon wieder Sorgen zu machen, ob Deutschlands zweitgrößtes Geldinstitut den bevorstehenden Stresstest der EZB bestehen werde. Da war bekannt geworden, dass die Prüfer einen besonders scharfen Blick auf die Schiffskredite werfen würden.

Die Anleger und Spekulanten in Co-Bank-Aktien sollten deshalb stets einen genauen Blick auf den Baltic Dry Index werfen. Falls er die 2000er-Hürde deutlich überspringt und damit weiter Luft nach oben hat, wird die Commerzbank in den kommenden Quartalen deutlich weniger Wertberichtungen vornehmen müssen als geplant. Das würde das Eigenkapitalpolster verbessern und damit die letzten Zweifel an der Überlebensfähigkeit der Bank beseitigen. Und erst wenn die Bilanz einigermaßen sauber ist, machen Übernahmegerüchte wieder Sinn.

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