Die Handelszeiten für Anleger werden immer länger. Seit Anfang Mai werden die ersten Aktienkurse bereits um 7.30 Uhr morgens gestellt. Die großen Derivateanbieter handeln ohnehin von 8 bis 22 Uhr. In Aktien können Anleger sogar am Wochenende traden. Die Frage ist: Lohnt das?
Denn Geschäfte kosten oft mehr, wenn nur eine begrenzte Anzahl der Marktteilnehmer aktiv ist. Im Klartext: Die Spannen zwischen An- und Verkaufskurs sind breiter als zu den Haupthandelszeiten. Meist sind auch die handelbaren Stückzahlen geringer. Der Grund ist das erhöhte Risiko. Wird nämlich der Basiswert nicht quotiert, kann die Risikoposition nicht optimal abgesichert werden. Um das auszugleichen, weiten die Marktteilnehmer die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs, den Spread, aus.
Die längsten Handelszeiten offeriert das Maklerhaus Lang & Schwarz, das Preise für Aktien und ETFs stellt – sowie für die eigenen Derivate. Zuletzt hatten einige Derivatehäuser, die in das Geschäft mit Hebelprodukten eingestiegen sind, ihre Handelszeiten bis in die Abendstunden hinein ausgedehnt. Der Grund für die Erweiterung der Handelszeiten bei den Emittenten liegt auf der Hand: Sie liefern sich einen harten Wettbewerb um Marktanteile, und die extensiven Handelszeiten sind eine Werbung für die Produkte. Die Anbieter argumentieren, dass Anleger so auch außerhalb der in Europa üblichen Börsenzeiten auf schnelle Marktbewegungen oder Ereignisse in Asien sowie den USA zeitig reagieren können. Denn der Späthandel endet gleichzeitig mit dem Trading an der New York Stock Exchange. Zudem eröffnet der lange Handel mehr Möglichkeiten für berufstätige Anleger.
Die Frage ist jedoch: Wird das auch genutzt? Nur zum Teil. Die Umsätze sind oft überschaubar, nur bei starken Marktbewegungen wird viel gehandelt, berichten Insider. Berechtigt ist daher die Frage, warum also lange Handelszeiten weiter aufrecht erhalten oder gar weiter ausdehnen? Einen bereits offerierten Service wieder zurückzunehmen, ist immer schwierig. Vor allem dann, wenn er auch von der Konkurrenz angeboten wird. Und für die Makler dürfte sich das Geschäft unter dem Strich rechnen, sonst würden sie keine Preise stellen. Doch Anleger sollten vorsichtig sein und gut abwägen, ob sie wirklich in Marktphasen handeln wollen in denen die großen Akteure nicht aktiv sind – und dafür auch bereit sind einen breiteren Spread in Kauf zu nehmen.
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