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Die Lohnstruktur in Deutschland wird zum Problem

Ein kleine Meldung heute birgt eine große Sprengkraft. Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt nicht oder nur mühsam bestreiten können, wächst und ist zum Massenphänomen geworden. Das bringt erhebliche politische aber auch wirtschaftliche Probleme.

„Fördern und Fordern“ wollte Gerhard Schröder die Deutschen mit seiner Agenda 2010. Und er wollte Arbeit finanziell wieder deutlich attraktiver machen als das Beziehen von staatlichen Leistungen. Die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt gaben ihm recht, doch die Diskussion über die soziale Gerechtigkeit ist seither nicht abgeflaut und zerreißt bis heute die SPD.

Nun droht das Prinzip vollkommen aus dem Ruder zu laufen, denn der Abstand zwischen Arbeit- und Sozialeinkommen schrumpft wieder bedenklich. Nicht weil die Bezüge von Harz IV Empfängern so stark angehoben wurden, sondern weil die Arbeitseinkommen der schlechter bezahlten Jobs bedenklich niedrig liegen.

3,7 Millionen Vollzeitbeschäftigte – das sind 17,7% – verdienen hierzulande weniger als 2000 Euro Brutto im Monat. Das langt vor allem in Ballungsräumen oft nicht für Miete, Strom, Telefon und alle anderen Ausgaben, und schon gar nicht zur Ernährung einer Familie. Im Osten ist die Quote der Niedrigeinkommen deutlich höher, in einzelnen Bundesländer sogar über 30 Prozent.

Das Phänomen der „Working Poor“, das eigentlich in den USA verortet wird, ist mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Und birgt erhebliche politische aber auch wirtschaftliche Sprengkraft. Denn Menschen, die trotz Fleiß und Anstrengung ihr Leben kaum bestreiten können, kann man wohl kaum vom Charme der politischen Mitte überzeugen.

Doch auch wirtschaftlich sind sie ein Minus. Sie stellen zwar ein Heer an günstigen Arbeitskräften, fallen aber tatsächlich auch als Konsumenten für die Wirtschaft weitgehend aus. Nur die Nachfragetheorie, die alleine die Kaufkraft stützt, funktioniert nicht, das ist klar. Aber nur Angebotstheorie, die dafür sorgt, dass die Wirtschaft möglichst gute Bedingungen zum Produzieren vorfindet, eben auch nicht. Die Mitte ist der Weg und muss jeden Tag neu diskutiert werden.

Ich denke, es ist Zeit das Pendel ein kleines bisschen wieder zu Gunsten der Nachfragetheorie zur wenden. Und dafür gibt es ein gutes Mittel: Den Mindestlohn. Er gehört meiner Meinung nach deutlich angehoben. Gefährlich –  rufen Experten, das könnten ganz viele Arbeitsplätze kosten. Genau das Argument gab es aber auch vor der Einführung des Mindestlohns, und hat sich kaum bewahrheitet. Denn ganz ehrlich: Wie viele Paketdienste werden tatsächlich den Betrieb einstellen, weil sie die Fahrer besser bezahlen müssen?

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