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Die große Schlacht der EZB naht

Die Frage ist nicht mehr, ob die EZB unbegrenzt Euro-Staatsanleihen aufkaufen wird, sondern wann die Währungshüter damit anfangen. Diese Meinung vertraten vorige Woche alle Experten, mit denen ich auf dem Vermögenskonvent in München gesprochen habe. Handelsblatt und Elite Report zeichneten dort die besten Geldverwalter im deutschsprachigen Raum aus.

Über den Zeitpunkt zu dem die EZB agieren wird, waren sich die Vermögensprofis nicht einig. Wenige erwarten den Schritt der EZB noch in diesem Jahr, die meisten im Lauf des ersten Quartals 2012. Keinem der Experten war zwar wohl bei dem Gedanken, aber übereinstimmend glauben alle, dass es keine Alternative mehr dazu gibt, wenn sich die Krise in Euroland nicht zu einem Weltbrand mit ungeahnten Folgen ausbreiten soll. Niemand anderes habe so viel Feuerkraft, um den Teufelskreis aus steigenden Anleihenzinsen der Problemländer und daraus resultierendem Eigenkapitalschwund der Banken zu durchbrechen.

Dass die EU-Politiker um Angela Merkel eine bis dato unbekannte Lösung aus dem Hut zaubern könnten, die der Krise die Spitze bricht, daran glaubte keiner mehr. „Die Politik hat ihr Pulver weitgehend verschossen“, so der Tenor, nachdem auch die Rettungsschirm-Anleihen nicht genügend Abnehmer finden.

Das Tor zu unbegrenzten Bond-Käufen hat die EZB ohnehin längst geöffnet. Inzwischen hat sie für mehr als 200 Milliarden Euro marode Staatspapiere von Griechenland, Spanien, Italien und Co aufgekauft – da ist der Schritt zu weiteren Hunderten von Milliarden nicht mehr so groß. Letztlich stellt sich vermutlich für die Bundesregierung, die als einzige nennenswerten Widerstand leistet, nur noch die Frage: Soll die EZB klotzen und Riesenbeträge auf einen Schlag in die Schlacht werfen –  und so den unseligen Trend vielleicht wenden? Oder wie bisher Monat für Monat mit  „kleinen“ Summen kleckern, ohne damit die Finanzmärkte so zu beeindrucken, dass sie den Käuferstreik bei europäischen Staatsanleihen beenden?

Wie es aussieht, wird die EZB im Dezember zunächst nochmals den Leitzins reduzieren  –  und wenn das, was anzunehmen ist, die Märkte nicht wirklich beruhigt, in den ersten Monaten 2012 dann wohl doch die große Bondkauf-Bonanza starten.

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Politik
1Kommentar
  1. Es ist vorbei! Madame werden Madame um Hilfe bitten müssen

    Die EZB kann nicht mehr – und will auch nicht mehr – weiter Staatsanleihen aufkaufen, um die Liquidität der besonders hoch verschuldeten Staaten wie Italien und Belgien aufrecht zu erhalten. Derzeit wurden für über 200 Milliarden Euro Staatsbonds aufgekauft. Das Problem: Damit wird lediglich Liquidität generiert und die Zahlungsunfähigkeit – wie in Griechenland – vermieden. Allerdings läuft die Staatsverschuldung rasant weiter und das kann objektiv gesehen kein gutes Ende mehr nehmen. Allen Analysten ist klar, Italien ist die Soll-Bruchstelle des Euro und wird wie Griechenland einen „hair-cut“, einen Schuldenschnitt, beantragen müssen.

    Italiens Premier Monti, selbst Finanzspezialist, nimmt – allen Dementi zum Trotz – notgedrungen mit dem IWF, Madame Lagarde, Kontakt auf, weil die Situation tatsächlich in Italien bereits derart dramatisch geworden ist, dass die EZB Italien nicht mehr helfen kann. Konkret heißt das, Italien muss für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 3 Jahren Rekord-Zinsen von 7,89 % zahlen, viel zu viel, Experten halten etwa 5 bis max. 6% für gerade noch verkraftbar mit einer realen Chance auf Konsolidierung.

    Auf den internationalen Finanzmärkten bereitet man sich derweil ganz unumwunden auf den Kollaps der Euro-Währungszone vor. Nomura, die größte Investmentbank Japans, hat eine Portfolio-Bereinigung durchgeführt und dabei ihren Bestand an italienischen Staatsanleihen und Wertpapieren in weniger als zwei Monaten um 83 % reduziert. Die Chancen, dass Italien den Staatsbankrott wird anmelden müssen und dabei die Euro-Zone in den Abgrund reißt, würden jetzt bei rund 40 % liegen.

    In der Bank of England, ebenso in der Bank of America, macht man sich Sorgen über die Zukunft der Euro-Zone: „Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand sicher sein kann, dass alle Länder in der Euro-Zone auch in Zukunft Mitglieder sein werden“, berichtet David Miles, der bei der Notenbank für die Geldpolitik mitverantwortlich zeichnet.

    Der weltgrößte Devisen- und Staatsanleihen-Händler ICAP hat bereits seit 6 Monaten seine EDV auf einen möglichen Zusammenbruch der Euro-Zone programmiert und eine Wiederbelebung nationaler Währungen im System synchronisiert: „Wir haben für diesen möglichen Fall die griechische Drachme im Vergleich zum Euro und dem US-Dollar getestet, weil unsere Kunden darüber besorgt sind, wie es mit dem Euro ausgehen wird. Und das heißt, wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Sowohl die Drachme als auch jede andere Währung könne gehandelt werden, falls es zu einem Austrittsszenario aus der Euro-Zone kommen sollte.“

    Die Instrumente der EU sind nahezu wirkungslos und untauglich. Als weitere Negativ-Meldung stellt sich nunmehr das Problem mit der Hebel-Wirkung des Euro-Rettungsfonds dar, dessen Schlag-, Schutz- und Auffangkraft offenkundig nicht an die 1 Billion Euro-Marke heranreicht, weil der Plan, die Einbeziehung von privaten Investoren, offenbar nicht funktioniert. Stabilität geht anders. Vertrauen wird anders generiert. Gute Politik geht anders.

    Lobte im Mai 2011 Madame Merkel die Französin Madame Christine Lagarde als Nachfolgerin für den IWF-Chefposten und wirkte zugleich als mächtige Fürsprecherin mit, bleibt am 30. November 2011 nur noch die Hoffnung auf den Internationale Währungsfonds, der auch nichts mehr lösen – sondern nur noch weiter kreditieren kann, Stichwort bilateraler Kredit, bis halt nichts mehr geht.

    V.i.S.d.R.
    Sandro Valecchi, 10555 Berlin

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