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Die Angst vor einem Währungskrieg ist übertrieben

Seitdem klar ist, dass Japan die Geldschleusen noch viel weiter öffnen wird, fällt der Yen-Kurs wie ein Stein. Und spätestens seit voriger Woche warnen immer mehr Experten vor einem drohenden weltweiten Währungskrieg. Die Gefahr ist da – aber beileibe nicht so groß wie sie an die Wand gemalt wird.

Als der neue Notenbankchef Haruhiko Kuroda vor knapp einer Woche verkündete, dass die Bank of Japan noch viel mehr Staatsanleihen kaufen werde als erwartet und zudem verstärkt Langläufer ins Programm aufnehmen wird, kam der schwache Yen noch mehr ins Straucheln. Vor allem in Europa, aber auch in den asiatischen Nachbarstaaten, klagten Politiker und Notenbanker Tokio nun des Währungskriegs an. Nur die USA hält sich bedeckt und der IWF lobte die Maßnahmen sogar.

Natürlich kann die ultralockere Geldpolitik, mit der Kuroda die Inflationsrate binnen zwei Jahren mit aller Macht aus dem Minusbereich auf zwei Prozent hieven will, den Yen nicht unberührt lassen. Nach nahezu zwei Jahrzehnten der Deflation bleibt Japan nichts anderes übrig, als zu klotzen statt zu kleckern. Die Notenbank wendet dabei die gleichen Mittel an wie die USA, die Bank of England und die EZB – aber wegen der vertrackten Situation eben noch viel massiver. Sie bugsiert mit ihren Staatsanleihenkäufen die Zinsen in allen Laufzeitbereichen auf nahezu Null. Sie will Banken, Unternehmen und Privathaushalte dadurch dazu zwingen, Geld nicht länger so emsig zu sparen, sondern es lieber auszugeben – für Kredite, Investitionen und Konsum. Nur wenn das gelingt, wird Japan die Deflation überwinden und dadurch die Konjunktur in Fahrt bringen.

Klar, dass da ein schwacher Yen hochwillkommen ist, weil er zum einen die Exporte beflügelt und zum anderen die Importe so verteuert, dass auch von hier Inflationsimpulse entstehen. Aber das dürfte nur ein Nebeneffekt der Geldpolitik von Kuroda sein, der Haupteffekt ist sicherlich auf das Verhalten in Japan selbst ausgerichtet. Deshalb wird Japan vermutlich auch nicht Auslöser eines Währungskriegs werden – ungeachtet aller Proteste. Zumal der Yen gegenüber dem Euro trotz eines Kursverlusts von gut einem Viertel in den letzten sechs Monaten jetzt erst wieder das Niveau von 2010 erreicht hat – und von den Spitzenwerten der Jahre 2007/2008 noch sehr weit entfernt ist.

Vor allem Europas Problemstaaten beginnen selbstverständlich unter der verbesserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Unternehmen zu leiden. Aber das liegt mehr an den selbstverschuldeten Versäumnissen der vergangenen Jahre als am bösen Willen Japans. Und letztlich ist allen geholfen, wenn Japan das Tal der Tränen endlich verlässt, weil das die Weltkonjunktur entscheidend voranbringen kann. Die lockere Geldpolitik scheint immerhin schon anzuschlagen, wie die japanischen Frühindikatoren der letzten Monate zeigen.

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