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Der Türkei droht eine neue Währungskrise

Eigentlich lief es etwas besser in der Türkei, seit der letzten großen Währungskrise vor etwas mehr als einem Jahr. Doch nun droht die Lira erneut abzustürzen. Die Probleme werden zwar von Spekulationen verschärft, doch die Ursachen sind hausgemacht – von Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich.

Eine verbesserte Leistungsbilanz und eine rückläufige Inflation: Dank sprudelnder Einnahmen aus dem Tourismus und drastischen Zinserhöhungen durch die Zentralbank schien die Türkei dem ganz großen Wirtschaftschaos noch einmal zu entkommen. Zwar war das Wachstum der Wirtschaft abgestürzt – von 7, 5 Prozent im Jahr 2017 auf nur noch 0,25 Prozent 2019. Doch die Währung Lira hatte sich allmählich stabilisiert, eine Hyperinflation war abgewendet und das Vertrauen der Investoren schien allmählich wieder zu wachsen.

Das alles muss man aber in der Vergangenheit schreiben – denn der Türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verfolgte im vergangenen Jahr eine ganz eigene Theorien, mit der er sein Land aus der wirtschaftlichen Krise führen wollte: Er ist der Meinung, dass man Inflation am besten mit niedrigen Zinsen bekämpft. Eine Ansicht, die so gut wie kein Wissenschaftler teilt, die Erdogan dennoch durchsetze: Er feuert den Zentralbankchef, der eine Zusammenbruch der Lira mit drastischen Zinserhöhungen abgewendet hatte, und setze einen ein, der seine Meinung teilt.

Seit Juli vergangenen Jahres werden in der Türkei also die Leitzinsen gesenkt und die Folgen sind wie aus dem Lehrbuch: Die Inflation stieg im Dezember sprunghaft auf mehr als 12 Prozent an und die Lira befindet sich im Sturzflug. Das zieht natürlich Spekulanten an, die den Trend verstärken. Nach einem Bericht des Handelsblatt wurden nun innerhalb weniger Stunden zwei Orders über insgesamt 750 Millionen US Dollar gegen die Lira platziert.

Die Regierung versucht nun, die Summe für Währungssicherungsgeschäfte zu beschränken, die von der Wirtschaft, aber auch von Spekulanten genutzt werden. Das könnte erst einmal wirken, behebt aber keines der Probleme. Im Gegenteil: Wenn Geschäfte in der Türkei nicht mehr gegen Währungsrisiken abgesichert werden können, werden sie schlicht nicht gemacht.

Das dämpft die Konjunktur weiter und bringt die Währung zusätzlich unter Druck. Dabei bringt der bisherige Verfall der Lira die Wirtschaft schon genügend Probleme, denn das Land ist im Ausland hoch verschuldet und muss die meisten Kredite in Fremdwährungen wie dem Dollar bedienen. Gegen diese Misere hilft nach dem Lehrbuch nur noch eines: Die Zinsen drastisch erhöhen und damit die Anlage in Lira wieder attraktiver machen – auch wenn das die Konjunktur empfindlich dämpft. Die nächste Zentralbanksitzung wird zeigen, ob sich die Währungshüter endlich von Erdogans Ideen absetzen.

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