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Der Rettungsring für die Lebensversicherung naht

Vor einem Jahr gab es einen Aufstand von Oppositionspolitikern, Medien und Verbraucherschützern gegen eine Kürzung der Bewertungsreserven bei auslaufenden oder gekündigten Lebensversicherungsverträgen. Das vorgesehene Gesetz wurde daraufhin vom Bundesrat gestoppt. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf – und diesmal ist es ziemlich sicher, dass die Lebensversicherer ihren Rettungsring bekommen werden.

Es geht um Milliarden. Um zig Milliarden. Und um die Zukunft der Lebensversicherung. Denn die Bewertungsreserven der Versicherer in ihren Bilanzen sind von drei Milliarden Euro Ende 2011 auf 90 Milliarden Euro Mitte dieses Jahres angeschwollen. Das meiste davon durch Kursgewinne von Anleihen. Denn je tiefer die Renditen am Markt fallen, desto höher klettern die Kurse. Beispielsweise notiert die 4,75 % Bundesanleihe von 1998 mit Laufzeit bis 2028 derzeit bei 130,50 Prozent. Das bedeutet mehr als 30 Prozent Kursgewinn seit der Emission. Bis zur Fälligkeit 2028 baut allerdings die Anleihe diesen Gewinn nach und nach wieder ab, da sie zu 100 Prozent zurückgezahlt wird.

Nach den aktuellen Gesetzen stehen  den Versicherten, deren Vertrag ausläuft oder die kündigen, die Hälfte, also gut 15 Prozent dieser Bewertungsreserven zu. Wer also jetzt seine Police ausbezahlt bekommt, profitiert von der Niedrigzinsphase. Und das passt den Versicherungsgesellschaften gar nicht. Denn alles, was an die Kunden jetzt ausgeschüttet wird, fehlt später bei jüngeren Kunden. Und dann wird es noch schwieriger als ohnehin, die vertraglichen Garantiezinsen von bis zu vier Prozent zu erwirtschaften. Im November vorigen Jahres hat deshalb die Regierung ein Gesetz beschlossen, nach dem deutlich weniger Bewertungsreserven ausgeschüttet werden sollten. Aber der Bundesrat hat es mit seiner Rot-Grünen-Mehrheit nicht durchgewunken.

Nun aber sind die Gegner von einst zu Befürwortern geworden, zumindest in Maßen. Die SPD spricht ebenso von der Notwendigkeit eines fairen Interessensausgleichs wie die Verbraucherschützer. Und Finanzminister Schäuble hat vorige Woche einen neuen Anlauf angekündigt, um, wie er sagte, die Folgen der Niedrigzinsen gerechter auf die Generationen zu verteilen. 2014 wird es also mit großer Sicherheit diesen Rettungsring für die Versicherer geben.

Denn der Politik ist klar geworden, dass sonst die Altersvorsorge via Lebensversicherung auf der Kippe steht, dass jüngere Kunden noch viel weniger ausbezahlt bekommen als derzeit prognostiziert, ja, dass sogar Versicherungspleiten möglich wären. Und all das würde Altersarmut begünstigen, da die 90 Millionen Lebensversicherungen die Stütze der privaten Altersvorsorge darstellen.

Übrigens sind in den Plänen nur die Bewertungsreserven von Anleihen betroffen, bei Aktien sollen die Anleger weiterhin ihre 50 Prozent Beteiligung erhalten. Aber Aktien halten die meisten Versicherer ohnehin nicht oder kaum – gerade mal knapp drei Prozent der Gelder von Lebensversicherungen sind in Aktien angelegt. Diese einseitige Konzentration auf Zinsanlagen rächt sich jetzt und ist auch durch eine Änderung bei der Anleihen-Bewertung nicht zu beseitigen.

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