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Der Ölpreis wird zum Gefahrenherd

Um über 30% hat der Ölpreis seit Jahresbeginn zugelegt. Trotzdem hat er seine Höchststände vom vorigen Jahr noch nicht erreicht. Das kann sich aber schnell ändern – wenn all die Probleme, die das Ölangebot belasten, zusammentreffen sollten. Und noch viel höhere Energiekosten kann sich die labile Weltwirtschaft zurzeit nicht leisten.

Den jüngsten Schub erhielten die Ölpreise vom verschärften Konflikt um die Macht in Libyen. Das nordafrikanische Land pumpt täglich zwar „nur“ 1,1 Million Barrel und damit gut ein Prozent der weltweiten Förderung; aber in einem angespannten Ölmarkt spielt es eine große Rolle, ob ein paar Hunderttausend Faß mehr oder weniger produziert werden. Wenn Libyens Ölexporte ganz oder teilweise ausfallen sollten, würde das die Märkte stark belasten.

Dies vor allem vor dem Hintergrund weiterer Risikofaktoren: So läuft im nächsten Monat die Ausnahmegenehmigung der US-Sanktionen für diverse Länder zum Bezug von Iran-Öl aus – und angeblich wird sie für die meisten Staaten nicht verlängert werden. Das könnte, weil sich viele Länder vor dem Bruch von US-Sanktionen fürchten, ab Mai zu einer deutlichen Verringerung der Öllieferungen des Iran führen. Dabei geht es um über zwei Millionen Barrel täglich. Das Ziel der USA ist es, die Ölexporte des Iran auf Null zu bringe. Das gleiche gilt für Venezuela, das ebenfalls stark unter den US-Sanktionen leidet und voraussichtlich noch weniger Öl ausführen kann als zuletzt, als es knapp eine Million Barrel täglich waren. Kapazitäten hätte Venezuela, das auf den weltgrößten Ölreserven sitzt, für über drei Millionen Faß.

Dass die Ölpreise trotz dieser Risiken nicht noch stärker gestiegen sind, liegt vor allem an der Rekordförderung der USA, wo das umstrittene Fracking für kräftige Produktionsanstieg sorgt. Aber wenn Libyen, Venezuela und der Iran gleichzeitig weitgehend als Exporteure ausfallen sollten, würde das auch nicht mehr entscheidend helfen. Eine Entlastung könnte allerdings von anderer Seite  kommen: Die OPEC, die zusammen mit anderen Ölförderern wie Russland die Produktion nach dem Preissturz vom Herbst 2018 eingeschränkt hat, denkt an eine Rücknahme der Förderbegrenzung. Insbesondere die beiden größten Ölexporteure Saudi Arabien und Russland sind nicht an einem Überschießen der Preise interessiert, sie wollen eine möglichst stetige Entwicklung.

Die Gefahr noch höherer Ölpreise ist damit groß. Und sie wird hoch bleiben, solange die USA ihren Sanktions- und Strafzollwahn nicht bremsen. Für die Weltwirtschaft könnten die Energiekosten zu einem Gefahrenherd werden. Wenn sich der Ölpreis für die Sorte Brent von 70 Dollar derzeit in Richtung 100 Dollar je Barrel bewegen sollte, wie einige Experten erwarten, würde das Kaufkraft von den Verbrauchern absaugen und die Industrie mit wesentlich höheren Kosten belasten. Angesichts der deutlich reduzierten Wachstumsprognosen könnte das der Konjunktur einen Tiefschlag versetzen.


 

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