Fast fühlt sich das schon wie Routine an: Nur noch ein paar Tage, dann könnte die größte Wirtschaftsmacht der Welt in Richtung Zahlungsunfähigkeit stürzen. Im US-Abgeordnetenhaus scheiterte eine Abstimmung über den neuen Haushalt und ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Schlagzeilen macht das diesmal kaum – doch deshalb ist es nicht weniger bedrohlich.
Zum Jahreswechsel hielt die Welt noch den Atem an und schaute gebannt Richtung Washington. Ökonomen errechneten fleißig, wieviel Prozent Wachstum eine Zahlungsunfähigkeit der USA dort und für die Welt bedeuten würde. Doch in letzter Minute einigten sich die Politiker der Parteien auf einen Kompromiss, der das Problem im Wesentlich nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben hat – auf heute.
Und die Diskussion jetzt läuft nach altbekanntem Muster. Eine kleine Gruppe der Republikaner, die Teaparty-Anhänger wollen weder Steuererhöhungen noch Ausgaben für die neue Krankenversicherung „Obamacare“ mittragen. Auf Letztere zu verzichten wäre aber die Bankrotterklärung für den Präsidenten – ist sie doch sein großes Reformwerk.
Es scheint als würden die Märkte das Thema aber kaum wahrnehmen. Vielleicht, weil es ja auch letztes mal gut gegangen ist. Am deutschen Aktienmarkt beschäftigen sich die Anleger vor allem mit den Folgen der Bundestagswahl und Unternehmensmeldungen.
Dabei kann keiner sagen, wie weit die Teapartyanhänger ihre Blockade treiben werden. Ab etwa Mitte Oktober könnten die USA dann keinen neuen Schulden mehr aufnehmen und wären quasi zahlungsunfähig. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären nicht absehbar. Bleibt zu hoffen, dass die Börsen in diesem Fall ein gutes Gespür haben und zu Recht von einer Einigung ausgehen. Und sei es nur eine weitere Vertagung wie letztes Mal.
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