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Der Dollar schwächelt trotz höherer US-Zinsen

Von einer Entwicklung sind die meisten Analysten seit langem überzeugt: dass der Dollar weiter steigen und schon bald die Parität zum Euro erreichen wird. Aber der Greenback erweist sich als störrisch, er fällt und der Euro hat in der Vorwoche trotz der Zinserhöhung durch die US-Notenbank mit zeitweise fast 1,08 Dollar einen Jahreshöchststand erreicht. Wo liegen die Gründe?

Nach den guten Konjunkturdaten der letzten Monate waren viele Analysten davon ausgegangen, dass Fed-Chefin Janet Yellen auf der Pressekonferenz die Tonart verschärfen und mehr als die bisher erwarteten insgesamt drei Leitzinserhöhungen für 2017 verbal vorbereiten werde. Aber weit gefehlt: Sie erweckte den Eindruck, dass drei Schritte genug seien, und das spiegelt sich auch in den Projektionen der FED-Entscheider für 2017 bis 2019 wider, die eine anhaltend moderate Konjunktur und nur mäßig steigende Preise voraussagen. Für die Dollar-Bullen war das eine herbe Enttäuschung, und sie schraubten ihre spekulativen Dollarkäufe zurück. Denn drei Zinserhöhungen waren in den Wechselkursen längst eingepreist, weil diese Erwartung spätestens seit Herbst vorigen Jahres Marktmeinung ist.

Aber es gibt noch ein paar andere Gründe, die den Dollar-Höhenflug bremsen: Zum einen sind die Ängste um den Euro mit dem Wahlergebnis in den Niederlanden geschwunden, zumal in Frankreich vieles darauf hindeutet, dass mit Macron ein Euro-Fan die Stichwahl gewinnen wird. Hinzu kommt, dass die Konjunktur in den USA zwar gut läuft, aber den Wachstumsvorsprung gegenüber der Eurozone dennoch teilweise einbüsst. Die jüngsten Frühindikatoren deuten darauf hin, dass die europäische Wirtschaft vor ihrem stärksten Aufschwung seit der Finanzkrise steht, und eine kräftiger wachsende Wirtschaft ist fast immer gut für die eigenen Währung. In den USA dagegen herrscht Unsicherheit darüber, wann Donald Trump seine Steuer- und Ausgabenpläne vorstellen wird, und ob sie letztlich den Vorschusslorbeeren gerecht werden. Denn davon hängt stark ab, ob die US-Konjunktur schneller expandieren wird als die europäische.

Auch in Sachen Inflation hat sich zuletzt einiges getan: Die Eurozone hat überraschend schnell die 2%-Marke erreicht und damit den Abstand zum US-Preisanstieg verringert. Und das könnte auch bedeuten, dass die EZB früher Zinserhöhungen beschließen muss als es Notenbankchef Draghi noch vor kurzem beteuert hatte. Denn wenn die Inflation Richtung 2,5% bis 3% streben sollte, gerät Draghi zunehmend unter Handlungsdruck – vor allem aus Deutschland, wo die Lebenshaltungskosten ja noch etwas mehr klettern. Das würde auch bedeuten, dass der Zinsvorsprung des Dollar nicht so stark zunehmen würde als bislang erwartetworden war.

Das alles deutet darauf hin, dass sich die Prognosen eines Eurokurses von einem Dollar oder sogar 90 Cents, wie ihn einige Investmentbanken für 2017 vorausgesagt haben, nicht so schnell erfüllen werden. Zumal an den Devisenmärkten  eine Regel meistens zutrifft: Der Dollar geht in die Richtung, die die USA wollen. Und Donald Trump kämpft bekanntlich für einen schwächeren Dollar, weil der  seine Wachstumsziele unterstützen würde. Und auch die Fed will eine ausgeprägte Greenback-Stärke möglichst vermeiden.

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