Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF

Home » Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF » Aktien & Börse » Dax feiert lockere Geldpolitik in den USA und Europa

Dax feiert lockere Geldpolitik in den USA und Europa

Der Dax scheint nicht mehr zu halten. Mit Schwung übersprang er die 8600 Punkte Marke und markiert eine neues Allzeithoch. Die Anleger feiern die Entspannung im Konflikt um Syriens Chemiewaffen und einen niedrigeren Ölpreis  – aber vor allem einmal mehr die Aussichten auf eine weiter lockere Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantik. 

Fast schon ironisch ist das heutige Datum des neuen Allzeithochs für den Deutschen Aktienindex Dax. Denn gestern jährte sich der Höhepunkt der Finanzkrise zum fünften mal. Am 15. September 2008 musste die US Investmentbank Lehman Brother Insolvenz anmelden und stürzte die Welt erst in eine Bankenkrise und eine Rezession, später folgte die Eurokrise.

Die Zentralbanken in den USA und Europa reagierten mit einer ultralockeren Geldpolitik. Und werden diese voraussichtlich noch eine Weile beibehalten. EZB Chef Mario Draghi lässt daran ohnehin kaum einen Zweifel. Zuletzt wiederholte er sein Mantra für niedrige Zinsen heute bei einer Veranstaltung des Bundes der deutschen Industrie BDI. „Die Erholung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Wirtschaft bleibt fragil“, sagte er dort laut Handelsblatt.

Doch auch in den USA wird der Ausstieg aus der Geldschwemme eher gemäßigter ablaufen als von manchem befürchtet. Bei ihrer kommenden Sitzung am Mittwoch wird die Fed zwar vermutlich einen konkreten Zeitpunkt nennen, zu der sie ihr Rückkaufprogramm von Wertpapieren etwas einschränken will. Derzeit kauft die FED monatlich Immobilienpapiere und Staatsanleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar. Doch eine Wende der Zinspolitik ist noch nicht abzusehen.

Dass die auf jeden Fall sanft und mit viel Rücksicht auf die Konjunktur von statten gehen wird, ist nun noch einmal wahrscheinlicher geworden. Der Wunschkandidat von Präsident Obama für den Chefposten der Fed hat nämlich seinen Verzicht angekündigt. Larry Summers, ehemaliger Harvard Professor und Präsidentenberater schon unter Clinton, galt als schwer vermittelbar. Die besten Chancen hat nun die jetzige Fed-Vizechefin Janet Yellen. Und sie gilt als ausgesprochene Taube – also eine Geldpolitikerin, die im Zweifel immer niedrigere Zinsen befürwortet.

Mehr Beiträge vom finanzjournalisten blog

Weitere Beiträge
Schlagwörter:
Ausland
1Kommentar
  1. "…also eine Geldpolitikerin, die im Zweifel immer niedrigere Zinsen befürwortet."

    Der Kapitalmarktzins hat mit dem "Leitzins" der Zentralbank nichts zu tun, sondern resultiert aus der Knappheit des eingesetzten Sachkapitals:

    "Der Sparer erzeugt mehr Ware, als er selbst kauft, und der Überschuß wird von den Unternehmern mit dem Geld der Sparkassen gekauft und zu neuen Realkapitalien verarbeitet. Aber die Sparer geben das Geld nicht her ohne Zins, und die Unternehmer können keinen Zins bezahlen, wenn das, was sie bauen, nicht wenigstens den gleichen Zins einbringt, den die Sparer fordern. Wird aber eine Zeitlang an der Vermehrung der Häuser, Werkstätten, Schiffe usw. gearbeitet, so fällt naturgemäß der Zins dieser Dinge. Dann können die Unternehmer den von den Sparern geforderten Zins nicht zahlen. Das Geld bleibt in den Sparkassen liegen, und da gerade mit diesem Geld die Warenüberschüsse der Sparer gekauft werden, so fehlt für diese jetzt der Absatz, und die Preise gehen zurück. Die Krise ist da."

    Silvio Gesell, aus "Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld", 1916

    Was hier beschrieben wird, ist genau das, was 20 Jahre später der "Jahrhundertökonom" J. M. Keynes in seiner "Allgemeinen Theorie" als "Liquiditätsfalle" bezeichnete. Ein Phänomen, das sich zwangsläufig aus der Verwendung von hortbarem Geld mit Wertaufbewahrungs(un)funktion (Zinsgeld) ergibt, und das bisher alle Hochkulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit zerstörte:

    deweles.de/files/untergang.pdf

    Um bei der weiteren Verwendung von Zinsgeld die Liquiditätsfalle hinauszuzögern, beschrieb Keynes zwei Mittel: Erhöhung der Staatsverschuldung mit Ausgabe des Geldes für Projekte, die den Zinsfuß nicht senken (Löcher graben und wieder zuschaufeln, Kriegsrüstung, etc.), und Geldmengenausweitung. Dabei vergaß er zu erwähnen, dass sein Buch eigentlich "Allgemeine Theorie der Beschäftigung der Politik" heißen sollte, aber dann wären vielleicht sogar die Dummköpfe der politischen Seifenoper misstrauisch geworden.

    Um bei der weiteren Verwendung von Zinsgeld aus der Liquiditätsfalle herauszukommen, gibt es nur ein Mittel: Krieg – zur umfassenden Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß anzuheben. Allerdings konnte diese früher sehr beliebte "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" nur solange der "Vater aller Dinge" sein, wie es noch keine Atomwaffen gab!

    Was nun?

    Möglicherweise hatte Silvio Gesell ja doch recht, als er sagte: "Wer es vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen, statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen" – und eben nicht die ganz hohe Kunst, etwas im Grunde so Einfaches wie das Geld NICHT zu verstehen:

    Geldtheorie

Themen

Archiv

Autoren

Blog abonnieren

Unsere Bücher

Alle Bücher

Unser Team