Auf das enttäuschende Börsenjahr 2018 folgte ein erstaunlich gutes erstes Halbjahr 2019. Trotz der Handels- und Sanktionskriege, trotz Konjunkturschwäche und geopolitischen Krisen waren fast alle wichtigen Aktienmärkte deutlich im Plus. Am stärksten zulegen konnten China und Russland, von den Nebenbörsen schoss Griechenland den Vogel ab.
18 Prozent Plus – das war in den ersten sechs Monaten so etwas wie das Standardmaß an den Börsen. Die vier deutschen Auswahlinidizes DAX, MDAX, TECDAX und SDAX legten allesamt um etwa diesen Prozentsatz zu, ebenso wie der S+P 500, der EuroStoxx 50, der französische CAC 40 oder der schweizerische SMI. Auch der Industriestaaten-Index MSCI World wartete mit einer ähnlich starken Performance auf. Die Gewinner des Halbjahrs waren jedoch unter den großen Börsenplätzen der chinesische CSI 300 und der russische RDX, die jeweils um gut 30 Prozent nach oben schossen. Noch besser schnitten Griechen-Aktien mit über 40 Prozent Zuwachs ab.
Das hervorragende Ergebnis ist vor allem zwei Aspekten zu verdanken: Erstens gab es nach den teilweise übertrieben hohen Kursverluste des Vorjahrs einen Aufholeffekt. Zweitens, und das war noch viel entscheidender, hat die Wende in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed und der europäischen EZB den Aktienmärkten auf die Beine geholfen. Denn das Versprechen der Währungshüter, in nächster Zeit auf Zinserhöhungen zu verzichten oder gar die Zinsen weiter zu senken und zudem die Geldschleusen eventuell weiter zu öffnen, haben die Aktienmärkte beflügelt. Zumal die Rendite der größten Konkurrenz von Aktien bei Großanlegern – Anleihen – nach der Wende in den Zinserwartungen massiv gefallen sind.
Weil Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit Negativrenditen von 0,35 Prozent und kurzlaufende Staatsanleihen in Euro von minus 0,5 Prozent weniger und weniger abwerfen, schichten Großanleger einen Teil ihrer Anlagen notgedrungen in die risikoreicheren Aktien um. Da erhalten sie immerhin im Durchschnitt drei Prozent Dividendenrendite. Die Zinspolitik wird vermutlich auch in der zweiten Jahreshälfte das stabilisierende Element für Aktien blieben. Aber politische Querschüsse und eine damit verbundenen weitere Schwächung der Weltkonjunktur haben das Potenzial, die Kurse immer wieder zu drücken – möglicherweise auch drastisch.
Weitere Beiträge
0 Kommentare