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China ist bereit für die Führungsrolle

Wenn eine Weltmacht ihre Stellung verliert, kann das sehr plötzlich und deutlich vor sich gehen. Wie das Ende der Sowjetunion, das für jeden sichtbar vonstatten ging. Oder schleichend und leise. Wie jetzt im Fall der USA. Vielleicht wird der derzeitige Staatsbesuch von Chinas Präsident Hu Jintao in Washington einmal als Wendepunkt in die Geschichtsbücher eingehen. Denn noch nie war so offensichtlich: Obwohl das Reich der Mitte von seiner Wirtschaftskraft noch ein ganzes Stück kleiner ist als die Vereinigten Staaten, ist China der handelnde Part.

Das beginnt damit, dass der hohe Besuch – wie auch zuvor in Europa – ein dickes Paket an Aufträgen für die amerikanische Wirtschaft im Gepäck hat. Der US-Aluminium-Konzern Alcoa, General Electric und viele andere US-Unternehmen werden davon profitieren. Keine Frage: China kann sich seine Geschäftspartner aussuchen, und setzt das immer deutlicher als politisches Instrument ein. Auch in Entwicklungsländern. Mit einem Kreditvolumen von mindestens 110 Milliarden Dollar hat das Reich der Mitte nach Berechnungen der „Financial Times“ dort die Weltbank in den Jahren 2009 und 2010 als größter Kreditgeber überholt. Vor allem Afrika bindet China so an sich und erschließt es systematisch als Rohstoff- und Absatzmärkte.

Und das Selbstbewusstsein der Chinese steigt. Ganz unverhohlen verkündigte Hu Jintao vor seinem Besuch seine Sicht auf die künftige Rolle der USA als führende Wirtschaftsmacht an. Der Dollar, so Hu, habe als Leitwährung irgendwann ausgedient. Seine Vormachtstellung im internationalen Währungssystem sei ein „Produkt der Vergangenheit“.

Dass ausgerechnet Hu den Dollar schwach redet, mag verwundern. Nach wie vor ist das größte Streitthema zwischen den USA und China die Währungsfrage. Die USA werfen dem Reich der Mitte vor, den Yuan künstlich um rund 40 Prozent zu niedrig zu bewerten. Doch bislang mochte China daran nichts ändern.

Denn der günstige Wechselkurs fördert nicht nur massiv die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Produkte, China hält auch immer noch einen erheblichen Teil seiner Reserven in US-Dollar. Jede Abwertung des US-Dollar schmälern also das Vermögen der Volksrepublik. Irgendwann wird es für die Chinesen vielleicht opportun sein, den Yuan aufzuwerten – etwa um die Inflation zu bekämpfen. Den USA bleibt nicht viel mehr als zu mahnen und zu betteln. Denn auch in der Währungsfrage gilt: China übernimmt die Führungsrolle.

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