Für viele Anleger ist es das Zauberwort schlechthin: BRIC. Aber die Börsen der vier mächtigsten Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China haben in diesem Jahr überwiegend enttäuscht. 2011, da sind sich viele Experten einig, soll aber wieder ein echtes Boomjahr werden.
Sieht man von Indien ab, dessen Aktienindex vor kurzem ein Allzeithoch erklommen hat, liegen die BRIC-Börsen nicht weit von ihren Niveaus zu Jahresbeginn entfernt. Und das, obwohl das Wirtschaftswachstum aller vier deutlich höher ausfällt als veranschlagt – und die Unternehmen ihre Gewinne stärker gesteigert haben. Zudem liegt die Staatsverschuldung, auf die zurzeit alles blickt, sehr viel niedriger als in den Industriestaaten.
Dass die BRIC-Börsen trotzdem nicht so recht vom Fleck gekommen sind, liegt zum einen in den massiven Kursgewinnen im Jahr zuvor, die erst verdaut werden mussten – und an den Inflationsängsten. Während die USA aus Furcht vor dem Gegenteil, der Deflation, die Geldschleusen öffnen, bremsen die großen Schwellenländer die Konjunktur, um den Preisanstieg zu dämpfen. Und weil die Anleger nicht so recht wissen, wie stark die Maßnahmen der Notenbanken und Regierungen die Konjunktur drücken, sind sie vorsichtig geworden.
Doch wie es aussieht, bekommen China, Indien + Co. die Inflation in den Griff, ohne das Wachstum zu sehr zu verlangsamen. Zumindest ist der Internationale Währungsfonds (IWF) in seiner Herbstprognose zu dieser Ansicht gekommen. Und die Gefahr einer Rezession in den USA, die auch die BRICs arg in Mitleidenschaft gezogen hätte, scheint vorerst gebannt.
Das sind gute Voraussetzungen für ein ertragreiches Börsenjahr 2011 in den vier großen Schwellenländern. Emerging-Market-Experten wie Goldman-Sachs-Volkswirt Jim O`Neill – der „Erfinder“ der BRIC-Strategie -, Templetons Mark Mobius oder INGs Jan Bakkum finden alle vier aussichtsreich, bevorzugen jedoch Russland. Kein Wunder, gilt doch die russische Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7 als die derzeit preiswerteste weltweit. Allerdings zählt sie bei vielen Anlegern auch zu den unbeliebtesten – wegen der politischen Einflussnahme und der sprunghaften Steuerpolitik der Regierung Putin. Aber wie die Vergangenheit oft genug gezeigt hat, stört das die Anleger nicht mehr so gewaltig, sobald die russische Börse erst einmal in Fahrt kommt. Dann ist sie meistens kaum noch zu bremsen.
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