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Beim Ölpreis steht die Entscheidungsschlacht bevor

Wenn sich die OPEC Ende der nächsten Woche in Wien trifft, fällt vermutlich eine Entscheidung darüber, ob der Ölpreis weiter absackt oder nach oben dreht. Nicht nur für die Energiemärkte, sondern für die Weltkonjunktur, die Aktienbörsen und auch die Zinspolitik steht deshalb viel auf dem Spiel.

Vor einem Jahr erwarteten viele Beobachter, dass die OPEC bei ihrem Dezember-Treffen die Bremse ziehen und die Produktion drosseln werde, um den Ölpreisverfall aufzuhalten. Damals kostete die Sorte Brent noch 80 Dollar je Barrel. Saudi-Arabien, der mit Abstand größte Ölförderer der OPEC und zusammen mit den USA und Russland auch der weltgrößte Produzent, ließ sich aber nicht dazu bewegen. In der Folge stürzte der Preis ab. Das Barrel kostet jetzt nur noch 45 Dollar. Die Saudis gaben dem Drängen nicht nach, weil das Königreich mit einer Politik der niedrigen Preise und der Ölschwemme die amerikanischen Fracking-Firmen ebenso aus dem Feld schlagen will wie die Anbieter alternativer Energien, denn beide kommen nur bei hohen Energiepreisen auf ihre Kosten.

Inzwischen tut der Ölpreisverfall auch den Saudis selbst erheblich weh – ein Staatsdefizit von 20 % des Bruttoinlandsprodukts und ein dramatisches Abschmelzen der – immer noch hohen – Währungsreserven kann das Land nicht ewig bewältigen. Deshalb überrascht es nicht, dass Saudi-Arabien nun offiziell erklärt hat, es wolle mit allen OPEC-Mitgliedern und auch den nicht dem Kartell angehörenden Ländern über eine Ölpreisstabilisierung sprechen. Der Preis zuckte denn auch sofort nach oben. Einen Tag vor dem OPEC-Konferenz soll ein informelles Treffen mit anderen Förderländern stattfinden – vor allem mit Russland. Moskau hat zwar seine Bereitschaft erklärt, aber noch nicht zugesagt. Russland wird wohl nur kommen, wenn es eine gute Chance zu einer Übereinkunft sieht.

Beim OPEC-Meeting selbst wird es darum gehen, ob die Fördergrenze von zurzeit 30 Millionen Barrel täglich beibehalten wird, und vor allem auch darum, ob die Mitglieder künftig ihre Quoten wieder einhalten müssen. Zurzeit produziert das Kartell 32 Millionen Barrel – angesichts eines weltweiten Angebotsüberhangs von 1,5 bis 2 Millionen Faß wäre Quotendisziplin ein entscheidender Schritt zu einer Stabilisierung des Preises.

Die Hoffnungen auf eine OPEC-Einigung scheinen aber an den Märkten nicht allzu groß zu sein: An den Terminmärkten wird so stark auf weiter fallende Preise gesetzt wie seit 2009 nicht mehr. Das könnte allerdings ein gutes Zeichen für die Verfechter eines höheren Ölpreises sein – wenn die OPEC und die anderen Förderer auch nur ein Stück weit auf eine strengere Förderdisziplin hinarbeiten, müssten die Spekulanten ihre Positionen auflösen – und das würde den Preisen einen Schub nach oben geben. Noch ist es lange nicht so weit – deshalb werden die Notierungen wohl bis zur OPEC-Sitzung nur leicht schwanken. Anschließend aber sind starke Ausschläge programmiert.

Analysten können in den Extremfällen einen Rutsch unter 30 Dollar oder einen Anstieg über 60 Dollar vorstellen, je nachdem, ob das Kartell die Märkte überzeugen kann, tatsächlich gemeinsam auf eine Preisstabilisierung hinzuarbeiten.

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