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Beim Bund-Future wird es jetzt spannend

Die Frankreich-Wahl hat auch die Anleihenmärkte durcheinandergeschüttelt. Große Gewinner waren die Staatsanleihen aus Frankreich, deren Renditen deutlich fielen, große Verlierer die Bundesanleihen, die deutlich steigende Zinsen verbuchten. Der Euro-Bund-Future verlor entsprechend gestern zeitweise ein Prozent und nähert sich mit Kursen knapp über 161 Zählern wieder der kritischen Zone um 160 Punkte. Die Chancen für einen weiteren Rückgang stehen nicht schlecht – und damit auch für einen Put auf den Bund Future.

Vor den Frankreich-Wahlen waren Bundesanleihen die sicheren Häfen, die viele Großanleger aufsuchten, um sich vor unliebsamen Überraschungen  zu schützen – also einem klaren Wahlsieg Marine Le Pens oder einer Stichwahl zwischen Le Pen und dem Linken Jean-Luc Melenchon. Aber nun, da alles anders gekommen ist, strömen Anlagegelder wieder aus deutschen Staatsanleihen in die bisher risikoreicheren französischen, aber auch in italienische und spanische Bonds. Der Renditevorsprung der zehnjährigen Staatsanleihen Frankreichs (0,83%) zu denen Deutschlands (0,33%) ist von zeitweise 0,8 Prozentpunkten in der Vorwoche auf nur noch 0,5 Prozentpunkte zusammengeschnurrt.

Das französische Wahlergebnis könnte damit das Ereignis sein, das den Bund-Future aus seiner seit fast einem halben Jahr geltenden Trading-Range zwischen (grob gerechnet) 159 und 166 Punkte nach unten ausbrechen lässt. Ob es dazu kommen wird, hängt vor allem von drei Entwicklungen ab:

Erstens, ob beim zweiten Wahlgang in Frankreich tatsächlich der Favorit Macron gewinnt, was als fast sicher gilt. Dann könnten auch die letzten Zweifler ihre Defensivtaktik zurückfahren, sprich deutsche Staatsanleihen verkaufen und in höher verzinste tauschen.

Zweitens, wie die EZB auf das französische Wahlergebnis und die deutlich besseren Konjunkturaussichten der Eurozone reagieren wird. Die Notenbank hat ja seit diesem Monat bereits ihre Anleihenkäufe von 80 auf 60 Milliarden Euro monatlich reduziert. Jetzt erwarten immer mehr Experten, dass sie auf ihrer Juni-Sitzung ankündigen wird, wie es nach dem bisher für Ende 2017 terminierten Auslaufen des Kaufprogramms weitergehen soll. Angenommen wird, dass die Bondkäufe anschließend monatlich um zehn Milliarden Euro zurückgefahren werden und Mitte 2018 endgültig auslaufen. Die erste Zinserhöhung ist dann frühestens im vierten Quartal 2018 wahrscheinlich, weil EZB-Chef Mario Draghi immer wieder beteuert, dass die Zinsen erst geraume Zeit nach dem Auslaufen der Anleihenkäufe angehoben werden sollen. Falls sich die Konjunkturdaten weiter verbessern, wird die Erwartung auf die große Wende in der EZB-Politik zunehmen, und das dürfte der Bund-Future frühzeitig mit Kursverlusten vorwegnehmen.

Drittens hängt die Entwicklung stark von den USA ab. Noch in dieser Woche will Donald Trump erste Eckpunkte seiner geplanten Steuerreform vorstellen. Sein Finanzminister hat bereits angedeutet, dass die Steuererleichterungen zunächst zu höheren Staatsdefiziten führen werden. Darauf könnte der US-Bondmarkt negativ, also mit einem Renditeanstieg reagieren, was sich auf die Anleihenkurs rund um den Globus zinssteigernd auswirken dürfte.

Es wird also spannend am Zinsmarkt und beim Bund-Future. Er hat bei seinen Zwischenanstiegen im letzten halben Jahr zuletzt jeweils niedrigere Hochpunkte als zuvor erreicht – ein Zeichen für das nachlassende Vertrauen in ewig niedrige Bondrenditen. Die Aussichten für einen Put auf den Euro-Bund-Future haben sich damit und mit den Gründen für fallende Zinsen deutlich verbessert. Allerdings wird die Wende dauern, weil es nach 35 Jahren Kursanstieg ein langwieriger Prozess ist, bis der Riesentanker Rentenmarkt seinen Kurs in die entgegengesetzte Richtung korrigiert.

 

 

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