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Freitagsfrage: Trump, Le Pen und Co. – welche Rolle spielen sie für die extrem niedrigen deutschen Zinsen?

In vielen Ländern sind die Renditen von Staatsanleihen in den letzten Wochen deutlich gestiegen – aber in Deutschland nicht. Anscheinend gelten Bundesanleihen als sicherster Hafen, der die Anleger vor möglichen Turbulenzen nach den Wahlen in Frankreich, Holland und eventuell auch Italien ebenso schützt wie vor einer massiven Staatsverschuldung unter Trump.

Seit Monatsfrist ist die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen nur um 3 Basispunkte (ein Basispunkt entspricht 0,01 %)  auf 0,34% geklettert, während die Bondzinsen in Frankreich um 24 Basispunkte auf 1,01% zugelegt haben, in Italien – wo Wahlen in diesem Jahr zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sicher sind – sogar um 26 Punkte auf 2,12% und in den Niederlanden um 21 Basispunkte auf 0,64%. In den USA sind die Renditen um 0,13 Prozentpunkte auf 2,46% gestiegen und liegen damit so weit über der Rendite von Bundesanleihen wie seit langem nicht mehr.

Der wachsende Zinsabstand zu US-Anleihen hängt zwar auch mit den angekündigten Leitzinserhöhungen in den USA ab, aber hauptsächlich mit der Flucht aus Staatsanleihen. Die Anleger befürchten, dass die Steuer- und Ausgabenpläne von US-Präsident Trump die schon unter Obama von 10 auf 20 Billionen Dollar gestiegene Verschuldung weiter nach oben treibt. Vor allem ausländische Notenbanken bauen ihre Bestände an US-Staatsanleihen – womit sie schon lange vor Trump begonnen hatten – nun verstärkt ab. Das gilt vor allem für China und Japan, den beiden größten Auslandsgläubigern der USA.

Der kräftige Zinsanstieg in Frankreich, Italien und den Niederlanden hängt vorwiegend mit der Unsicherheit darüber zusammen, ob nach den Wahlen in diesem Jahr Parteien an die Macht kommen, die den Ausstieg aus dem Euro befürworten – wie der Front National der Marine Le Pen, die in Frankreich in den Umfragen zum ersten Wahlgang in Führung liegt. Ob sie auch in der Stichwahl gewinnen wird, halten Experten und Meinungsimfragen zwar für unwahrscheinlich. Aber das Risiko wollen viele Anleger vermeiden und schichten Staatsanleihen aus diesen drei Ländern in Bundesanleihen um. Hinzu kommt, dass die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm im Volumen von 80 Milliarden Euro monatlich (bis März, dann „nur“ noch 60 Milliarden) langsam Probleme bekommt, noch genügend deutsche Staatsanleihen zu finden.

Vor den Wahlen in Deutschland fürchten sich die Anleger dagegen kaum, weil die AfD keine Chance hat, bei der Regierungsbildung eine Rolle zu spielen. Der deutsche Finanzminister profitiert also mit niedrigen Zinsen von der Wahl-Unsicherheit in Europa, die deutschen Anleger dagegen leiden darunter, weil die erhoffte Fortsetzung des Zinsanstiegs, die angesichts von Inflationsraten nahe 2% eigentlich überfällig wäre, vorerst ausbleibt.

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