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Ausgabeaufschlag ade?

Ach, das wäre doch mal was. Nie mehr Ausgabeaufschläge auf Fonds bezahlen, nicht mehr gucken müssen, wo es gerade welchen Fonds zum Beispiel in irgendwelchen Aktionen günstig zu kaufen gibt. Zwei Banken machen gerade einen Anlauf, um dem Agio adé zu sagen. Das eine Angebot ist durchaus interessant, beim anderen wurde der Mund doch ein wenig voll genommen.

Beim Onlinebroker Onvista Bank können Anleger die Vokabel Ausgabeaufschlag aus ihrem Wortschatz streichen. Denn der Frankfurter Broker verlangt beim Kauf von Fonds über die Kapitalanlagegesellschaft (KAG) künftig kein Agio mehr. Stattdessen rechnet er Fondsorders, egal ob über die Börse oder über die KAG, zu den gleichen Konditionen ab wie Aktien. Und unter bestimmten Voraussetzungen heißt das sogar, dass man die Fonds nahezu für lau bekommt: Denn der Broker hat zwei Free-Buy-Preismodelle im Angebot. 

Das bedeutet, dass Kunden etwa bei einer bestimmten Anlagesumme auf dem Verrechnungskonto oder einer gewissen Anzahl von Trades im Vormonat Freikäufe zugeteilt erhalten. Fremdspesen der Börsen müssen sie allerdings weiterhin auch beim Fondskauf zahlen. Bislang durften diese Free Trades nicht für Fondskäufe genutzt werden. Damit korrigiert die Onvista Bank eine Ungereimtheit ihres bisherigen Gebührenmodells. Allerdings muss man genau aufpassen, ob man sich in dem Preismodell für die Free Buys qualifiziert, das ist durchaus eine Wissenschaft für sich.

Verkäufe von Fonds sind allerdings bei der Onvista Bank demzufolge nie umsonst, sondern kosten die normalen Gebühren laut Preisstaffel. Denn schließlich sieht das Free-Buy-Preismodell leider kein Free-Sells vor. Bei anderen Onlinebrokern ist es üblich, dass beim Kauf über die KAG Ausgabeaufschläge anfallen. Die werden allerdings rabattiert – eine Daumenregel lautet um die 50 Prozent. Bei einigen ausgewählten und ins virtuelle Schaufenster gestellten Spitzenfonds entfallen die Ausgabeaufschläge sogar ganz. Rückgaben der Fondsanteile an die KAG sind dagegen kostenlos.

Für Kunden, die Depots bei mehreren Banken führen, lohnt es beim Fondskauf daher auch weiterhin zu schauen, ob es das gewünschte Produkt bei einem Anbieter zum Nulltarif gibt. Falls nein, können sie jetzt mit dem Free-Buy-Modell der Onvista Bank oft Geld sparen, speziell, wenn man Free-Buys nutzen kann. Aufpassen muss man allerdings in einem Punkt: No-Load-Fonds ohne Ausgabeaufschlag kosten bei der Onvista Bank wegen der Logik des Preismodells unter Umständen auch beim Einkauf Geld.

Die Santander Consumer Bank verspricht als erste Filialbank in Deutschland nun „Fonds ohne Kaufgebühren“. Derzeit sind bei dem Institut, das zur spanischen Unternehmensgruppe Banco Santander gehört, aber gerade mal 20 Fonds im Angebot, die sie eigenen Angaben nach „dauerhaft“ ohne Ausgabeaufschlag anbietet. Das Angebot gilt auch bei Fondssparplänen. Ähnliche Aktionen sind aber bereits von Onlinebrokern wie Comdirect Bank, Cortal Consors und anderen sehr gut bekannt. Sie heißen dort „Fondsdiamanten“ oder „Fondsstars“. Daher ist der Schritt der Santander Bank allenfalls für Filialbanken etwas Neues.

Allerdings gibt es Tücken zu beachten, über die man sich als Anleger dann doch ein wenig wundern, wenn nicht ärgern muss: Im Angebot sticht der beliebte Mischfonds Carmignac Patrimoine heraus – allerdings wird nicht die übliche Retailtranche A, sondern die Institutionellentranche E angeboten. Für sie wird aber seit jeher kein Ausgabeaufschlag fällig. Dafür beträgt die Total Expense Ratio (TER), die die wichtigsten Kostenbestandteile umfasst, 2,27 Prozent. Bei der A-Tranche, die regulär vier Prozent, bei Onlinebrokern meist zwei Prozent Ausgabeaufschlag kostet, sind es nur dagegen 1,77 Prozent. Wer den Fonds für also für den langfristigen Vermögensaufbau nutzen will, fährt mit der A-Tranche dauerhaft besser. Die ist aber nicht Bestandteil des Angebots. Außerdem sehen gleich drei der 20 angebotenen Fonds ohnehin keinen Ausgabeaufschlag vor. Dann kann man aber die kühne Ankündigung ‚Fonds ohne Kaufgebühren‘ nicht ganz so ernst nehmen.

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