Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF

Home » Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF » Allgemein » Freitagsfrage: Sollen Privatanleger beim Griechen-Schnitt mitmachen?

Freitagsfrage: Sollen Privatanleger beim Griechen-Schnitt mitmachen?

Drei Experten, vier Meinungen – wer Fachleute fragt, ob Privatanleger, die Griechen-Anleihen besitzen, am Schuldenschnitt teilnehmen sollen, erhält alles andere als eindeutige Antworten. Zu unklar ist die Lage – aber die Anleger, und das scheinen in Deutschland erstaunlich viele zu sein, müssen sich bald entscheiden.

Weil ich von zwei Bekannten um Rat gefragt wurde, habe ich versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Leider ist das nur bedingt gelungen, denn niemand weiss genau, ob die Regierung in Athen Privatanleger beim so genannten freiwilligen Schuldenschnitt außen vor lässt oder genauso behandelt wie Banken, Versicherungen oder Hedgefonds. Ein Experte sah in dieser Ungewissheit Methode, und das scheint durchaus logisch zu sein: Dadurch, dass Griechenland mit Details sehr sparsam umgeht, schürt es die Unsicherheit und will möglichst viele Gläubiger dazu bewegen, der Vereinbarung zuzustimmen.

Diese Unsicherheit hat die Regierung noch befeuert, indem sie am Donnerstag einen Gesetzentwurf über die rückwirkende Einführung von Collective Action Clauses (CACs) verabschiedet hat. Dadurch können Anleger, die nicht freiwillig Verzicht leisten, gezwungen werden, doch noch am Schuldenschnitt teilzunehmen. Alles hängt jetzt davon ab, ob die angestrebten 90 Prozent des Anleihenvolumens, das sind 107 Milliarden Euro, dem freiwilligen Verzicht und Umtausch zustimmen. Da einige Hedgefonds und Versicherungen bereits betont haben, dass sie sich dem freiwilligen Schnitt verweigern werden, könnte es eng werden. Und dann würden die CACs greifen.

Über den Anteil, den Privatanleger an Hellenen-Bonds halten, gehen die Meinungen auseinander. Bekannt ist nur, dass etwa 11 000 Griechen zu den Besitzern zählen. Auf deutsche Privatanleger sollen nach diversen Schätzungen zwischen einem und drei Prozent des Gesamtvolumens entfallen, also immerhin zwischen zwei und sechs Milliarden Euro. Denn seit Mitte vorigen Jahres kaufen nach den Beobachtungen von Banken und Börsen fast nur noch Privatanleger vor allem kurz laufende Griechen-Anleihen, und das zeitweise massiv. Es steht also viel Geld im Feuer.

Verbraucherschützer wie die DSW haben Privatanlegern geraten, beim freiwilligen Umtausch mitzumachen. Ich bin mir nicht sicher, ob das unbedingt sein muss. Möglicherweise bringt abwarten mehr. Falls die 90-Prozent-Hürde nicht erreicht wird, muss man vermutlich ohnehin erzwungenermaßen teilnehmen. Es sei denn, es gibt dann eine Sonderregelung für Privatanleger. Für die Griechen unter ihnen hat Finanzminister Venizelos bereits eine Ausnahmeregelung bei Summen unter 100 000 Euro in Aussicht gestellt. Allerdings ist fraglich, ob so eine Sonderbehandlung nach den Statuten erlaubt ist und ob sie nur für Anleger gilt, die ihre Papiere schon lange halten.

Für Besitzer von Griechen-Bonds geht jedenfalls die nervenaufreibende Zeit noch eine Weile weiter. Vor allem, wenn sie der freiwilligen Vereinbarung, die in den nächsten Tagen von den Depotbanken verschickt wird, nicht zustimmen – was eine durchaus überlegenswerte Option ist.

Weitere Beiträge
Schlagwörter:
Anlegerwissen
1Kommentar
  1. Es ist schwer zu verstehen warum das vom Menschen erschaffene Geld nun wiederum den Menschen so zur Last wird. Es wäre vielleicht besser das Griechenland Problem nicht Finanz-Wirtschaftlich zu betrachten, sondern eher zu Fragen ob das Geld welches erfunden wurde um den Menschen zu helfen, denn eigentlich dem Menschen Schaden darf.

Themen

Archiv

Autoren

Blog abonnieren

Unsere Bücher

Alle Bücher

Unser Team