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Willkommen zurück in der modernen Börsenwelt

In den vergangenen Wochen hatte ich Urlaub. Da habe ich die Börsen nur von ferne und mit einer relaxten Urlaubseinstellung „genossen“. Zwar suche ich den DAX nicht bei 7000 Punkten, sondern habe mich an die neue Flughöhe des Index gewöhnt. Das Gröbste habe ich mitbekommen, aber nicht jede Zuckung der Märkte und jeden Analystenkommentar verfolgt. Und das hat echte Vorteile. Denn man hat einen klareren Blick auf alles. Was also hat sich in den vergangenen vier Wochen verändert? Und wie könnte es jetzt weitergehen?
1. Die Eurokrise ist wieder da – und wie bei jeder Krankheit fällt der Rückschlag heftiger aus als die erste Runde. Jetzt hilft nur noch starke Medizin. Will man den Euro mit allen Mitgliedern behalten, gibt es nur eine Therapie: Eine Transferunion muss her, und diese Erkenntnis setzt sich anscheinend auch allmählich in der Politik in Deutschland durch. Natürlich muss sie mit einem Eingriff in die Souveränität der Mitgliedsländer verbunden werden. Ob das gelingt und wie so etwas genau ausgestaltet wird? – eine Herkulesaufgabe, zu der keiner eine seriöse Prognose abgeben kann. Und keiner kann auch sagen, ob die Märkte der Politik genug Zeit lassen, ihre Hausaufgaben zu machen. Das Thema bleibt spannend und ein ständiger Risikofaktor für unsere Wirtschaft.

2. Die USA haben sich selber ein großes Stück weiter Richtung Abstieg von der Weltspitze manövriert – mit Ihrer unsäglichen Diskussion über die Staatsschulden. Wie das aussehen könnte, zeigte sich für mich sehr deutlich bei dem Besuch von US-Vizepräsident Biden in China. Hier waren die Chinesen ganz klar in der Position des beunruhigten Gläubigers und Biden in Erklärungsnot. Die Herabstufung der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s  hat allerdings keinen neuen Implus gegeben, sondern lediglich einen bestehenden Trend verstärkt. Und ein Gutes hat die ganze Angelegenheit: Die „Teaparty“ hat mit ihrer Blockadehaltung zwar ihre eigenen Anhänger begeistert – für viele sind die Republikaner aber damit unwählbar geworden. Eine Radikalisierung auf breiter Front ist also nicht zu erwarten, und es ist den USA weiter zuzutrauen, dass sie das Beste aus ihrer Situation machen – auch weil alle Beteiligten kein Interesse am Untergang des Mutterlandes des Kapitalismus haben.

3. Die Börsen haben einmal mehr bewiesen, wie weit sie vom Modell des vollkommenen Marktes entfernt sind. Klar gab es Korrekturbedarf bei den Aktienkursen. Deutsche DAX-Aktien unter den Buchwert zu jubeln, war aber dennoch übertrieben. Das wäre nur gerechtfertigt, wenn die Unternehmen dauerhaft substanzzehrende Verluste machen – und davon sind wir Gott sei Dank noch weit entfernt. Warren Buffett zumindest hat es gefreut: Er langte einmal mehr in ganz großem Stile zu Dumpingpreisen zu.

4. Neu ist also vor allem folgendes: Die Weltwirtschaft wird etwas weniger wachsen, als vor vier Wochen anzunehmen war. Das hat schlechte, aber auch gute Seiten. Die schlechte sind alle Auswirkungen, die das auf die Wirtschaft, die Staatshaushalte und die Einkommen hat. Die Schuldenkrisen werden damit schwerer zu lösen. Der größte Vorteil ist eine leichte Entspannung an der Inflationsfront. Weniger Nachfrage heißt weniger stark steigende Preise – und das ist gut: Immerhin haben sich die Fed mit ihrer Leitzinsbindung für zwei Jahre und die EZB mit den Käufen von Anleihen bedrängter Euro-Länder in Sachen Preisstabilität ein Stück weit die Hände gebunden.
Geht man davon aus, dass die Marktwirtschaft, die USA und vielleicht sogar der Euro diese Krisen überstehen, ist die Situation für Langfrisit-Anleger eigentlich gar nicht so schlecht. Zumindest nicht so schlecht, wie die Börsen sie derzeit malen.
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AuslandWarren Buffett
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