In den vergangenen Wochen habe ich eine Reihe von Jahresrück- und ausblicken gesehen, gehört und gelesen. Dabei ist mir vor allem eines aufgefallen: Viele der analysierenden Finanzprofis und Journalisten standen dem starken Kursanstieg an den Aktienbörsen seit März 2009 verständnislos gegenüber. Manche verstiegen sich gar zu der Aussage, seither habe sich fundamental eigentlich nichts verbessert – nur die enorme Liquidität, die von den Notenbanken in den Markt gepumpt wurde, habe die Hausse ermöglicht.
Diese Argumentation erscheint mir sehr seltsam. Sie kann eigentlich nur von Anlegern stammen, die den Kursaufschwung völlig verpasst haben. Denn im Vergleich zum März hat sich – in der Tat vor allem dank der überreichlichen Liquidität – auf vielen Gebieten sehr viel verbessert:
– Erstens rechneten die Experten damals noch mit vielen „systemrelevanten“ Bankzusammenbrüchen. Das aber haben Regierungen und Notenbanken verhindert.
– Zweitens wurden damals Konjunkturprognosen für 2009 herumgereicht, die beispielsweise für Deutschland ein Minus von 6,5 bis 7,5 Prozent voraussagten. Letztlich wird der Rückschlag mit 4,5 bis 5 Prozent immer noch drastisch ausfallen – aber bei weitem nicht so stark wie befürchtet. Gleiches gilt für die Arbeitslosigkeit, deren geringen Anstieg Ifo-Chef Sinn gar als Wunder bezeichnete.
– Drittens ist die vielfach erwartete Katastrophe in den Emerging Markets nicht eingetreten. Im Gegenteil: China, Indien und Co. haben die Wende früh und kraftvoll geschafft und viel dazu beigetragen, dass das Wachstum der Weltwirtschaft statt der veranschlagten null bis eins Prozent etwa vier Prozent erreicht haben dürfte.
– Nicht zuletzt sind die Unternehmensgewinne weltweit nicht so stark in die Knie gegangen wie erwartet. In den USA, aber auch in anderen Ländern, haben noch nie so viele Quartalsergebnisse positiv überrascht, zwischen 75 und 85 Prozent haben per Ende September 2009 die Erwartungen getoppt.
Das alles zeigt: der Aufschwung steht auf viel stabileren Füßen, als es Skeptiker wahrhaben wollen.
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