… bekanntermaßen wenig. Dass er sie als „Massenvernichtungswaffen der Finanzwelt“ bezeichnet hat, ist inzwischen Legende und wird gerne überall zitiert. Nun meldet eine österreichische Wirtschaftszeitung, dass Buffett genau mit diesen Instrumenten arg auf die Nase gefallen sei. Auf 800 Millionen US-Dollar beziffert ein von der Zeitung zitierter Analyst den Abschreibungsbedarf – denn nicht nur die Derivate, auch die immesen Aktienbestände von Berkshire hätten an Wert verloren. Buffett habe sich „verzockt“ steht in der Headline. Nun also doch? Hat er nun schließlich einen groben Fehler gemacht, ausgerechnet mit den von ihm verpönten Optionen?
Die Antwort ist: Nein. Denn der Abschreibungsbedarf dürfte nach aller Wahrscheinlichkeit vorrübergehend sein. Die Puts, die Buffett seit Jahren verkauft, beziehen sich auf vier große Aktienindizes und haben lange Laufzeiten und niedrige Zielkurse. Eigentlich kann der Schadensfall nur dann eintreffen, wenn die Wirtschaft nachhaltig zusammenbricht. In einem solchen Fall sind aber die meisten Investitionen wohl keine gute Idee.
Buffett schreibt diese Optionen wie ein Versicherungsgeschäft: Er begrenzt die Summe, die er im maximalen Schadensfall zu bezahlen hat – bei Versicherungen im Vertrag, bei den Derivaten, indem er selber Puts schreibt. Er kalkuliert genau: Die maximale Verlustsumme, die Wahrscheinlichkeit des Schadens, die Laufzeit und die Einnahmen durch Prämien beziehungsweise den Derivateverkauf, mit denen er jahrelang wirtschaften kann.
Die Optionen bieten Berkshire dabei eine erheblichen Vorteil. Weil das Rückversicherungsgeschäft von Buffetts Holding inzwischen gewaltige globale Maße angenommen hat, wird eine Streuung des Risikos immer schwieriger. Mit Derivaten kann er ganz andere Risiken als Wetterkatastophen oder Terroranschläge abdecken: Die Wirtschaft.
Klar, dass es ihn wenig kümmern dürfte, wenn die Derivate zwischenzeitlich in den Büchern mal ein kräftiges Minus ausweisen. Genauso wenig wie er sich bei seinen Aktien um die aktuellen Kurse schert. Bleibt also nur noch die Frage, warum er ausgerechnet die Instrumente benutzt, die er selber als hochgefährlich für die Stabilität der Wirtschaft ansieht. Ich habe ihn das einmal gefragt- und lediglich erfahren, dass er mit Derivaten arbeitet will, solange sie legal zur Verfügung stehen. Keine ganz befriedigende Antwort. Allerdings ist eines klar: Gier kann es nicht sein – immerhin verschenkt Buffett nach und nach 99 Prozent seines Privatvermögens an humanitäre Stiftungen.
Lesen Sie auch mein Manual zu dieser Kolumne.
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