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Verkehrte Devisenwelt

Das Land ist verschuldet, die Probleme gigantisch und fast nicht zu lösen. Denn seit Jahrzehnten lebt die Gesellschaft weit über Ihre Verhältnisse, der Staat gibt wesentlich mehr aus, als er einnimmt. Das Steuersystem ist unzureichend und die Ausgaben zu hoch. Nun hoffen Haushaltspolitiker auf eine deutliche Abwertung ihre Währung um Importe zu beschränken. Preisfrage: Welches Währung ist das?

Richtig: Der US-Dollar. Wieder einmal verhandeln hochrangige Politiker aus den USA und China über den Wechselkurs zum Chinesischen Yuan – und stoßen in Peking auf recht taube Ohren. Wer am Ende mit der schwächeren Währung aus dem Pocker herausgeht, gewinnt Wachstum und Wohlstand.

Während diese Relation aber von politischen Entscheidungen insbesondere in Peking abhängt, und daher als wirtschaftlich ineffizient gilt, hacken die Finanzmärkte erneut auf den Euro ein und drücken ihn gegenüber dem US-Dollar nach unten. Denn die europäischen PIIGS sind hoch verschuldet.

Allerdings ist das mindestens genauso wenig effizient oder rational. Denn ein Hort der Stabilität sind die USA schon lange nicht mehr. Selbst die Ratingagentur Moodys hat nun einen blauen Brief an die USA verschickt und den Ausblick für die Staatsanleihen des Landes von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Das erstklassige „AAA“-Rating für den Greenback ist also in Gefahr. Dass heißt normalerweise fallende Wechselkurse und höhere Zinsen.

Und der Währungsraum Euroland steht in Sachen Verschuldung gegenüber den USA gar nicht einmal so schlecht da, auch wenn hier einzelne Länder weit über die Stränge schlagen. Doch das haben die USA auch: Kalifornien schrammt ständig an der Pleite entlang – und ist dabei für die USA wirtschaftlich weit wichtiger als Griechenland für Euroland. Amerikas Steuersystem gilt – genau wie das griechische in vielen Punkten als ungerecht. Milliardär Warren Buffett und Bill Gates senior, der Vater von Bill Gates, setzten sich seit langem für eine höhere Besteuerung von hohen Einkommen ein.

Warum also der Euro? Wohl nur, weil es möglich scheint, ihn zu zerstören. Und das hieße Gewinne, gigantische Gewinne für alle die dabei sind. Auch ich habe an der Uni gelernt, dass Spekulationen unter dem Strich gut sind für die Weltwirtschaft, dass sie für Bewegung sorgen und eine Kontrollinstanz für die Politik darstellen. Doch das gilt leider nicht mehr, seit die globalisierte Finanzwelt schnell gigantische Summen in Bewegung setzten kann und – durchaus rational – dabei nur erfolgsversprechende Projekte angeht.

Gewinner gibt es dabei kaum welche. Auch für die USA ist die Situation nicht erfreulich. Ihre Wettbewerbsfähigkeit ist nun von allen Seiten unter Druck – vom schwachen Euro und sowieso vom schwachen Yuan. Bleibt also zu hoffen, dass die globalen Schmerzen diesmal so groß werden, dass es endlich einen gemeinsamen Konsens für sinnvolle Regeln und Steuern gibt. Es muss ja nicht gleich eine von Politikern festgelegter Wechselkurs sein, wie im Fall China.

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