Es hat sich vor allem im Ausland herumgesprochen: Im MDAX sind viele wunderschöne Perlen verborgen. Zwei davon, Hochtief und Demag Cranes, sind jetzt ins Visier von Aufkäufern geraten. Ganz sicher wird das nicht der letzte Versuch ausländischer Konzerne sein, sich ein MDAX-Unternehmen unter den Nagel zu reissen. Der MidCap-Index droht auszubluten.
Die zweite deutsche Aktien-Reihe ist voll von hochinnovativen Unternehmen, die in den letzten Jahren ihre Struktur und Finanzierung auf Vordermann gebracht haben und nun ihre hervorragende internationale Positionierung voll ausspielen können – vor allem auf den Auslandsmärkten. Die Börse hat zwar die Erfolge der MDAX-Firmen honoriert und den MidCap-Index deutlich stärker nach oben getrieben als den DAX – um 20 Prozent im Vorjahresvergleich gegenüber 11 Prozent beim DAX – aber nicht genügend, um die Unternehmen zu teuer für Übernahmen zu machen. Das Ausland bemerkt eben zusehends, dass im MDAX eine ganze Reihe von kleinen Weltmarktführern vertreten sind, also von Firmen, die in wichtigen Nischen oder Regionen die Nase vorn haben. Das reicht von Autozulieferern über Maschinenbauer bis zu Gesundheitsunternehmen.
Nach den Übernahmeversuchen des spanischen Baukonzerns ACS bei Hochtief sowie des finnischen Maschinenbauers Konecranes und der amerikanischen Terex bei Demag Cranes werden MidCap-Perlen noch stärker ins Visier ausländischer Unternehmen, Hedge Fonds und Investmentbanken geraten. Sie alle haben wieder billiges Geld für Akquisitionen zur Verfügung. Das verspricht auf der einen Seite schöne Kursgewinne für die Objekte der Begierde und den MDAX insgesamt. Auf der anderen Seite aber birgt es auch Gefahren, wenn immer mehr Prunkstücke der deutschen Wirtschaft von ausländischen Konzernzentralen aus gesteuert werden. Da gehen zu oft Arbeitsplätze, Know how, Forschungsergebnisse und Steuereinnahmen verloren.
Der beste Schutz vor Übernahmeattacken wären natürlich hohe Börsenkurse. Aber da deutsche Groß- und Kleinanleger kaum noch Interesse an Aktien zeigen, fällt die wichtigste Nachfragegruppe nach MDAX-Titeln weitgehend aus. So lange das der Fall ist, wird das Ausland gern in diese lukrative Lücke stoßen.
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