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Triste Tage am Goldmarkt

Dienstag, der 25. Juni, war ein schwarzer Tag für Gold-Investoren: 16,23 Tonnen Gold wurden allein
im weltweit größten Gold-ETF, dem SPRD Gold, verkauft – prozentual
betrachtet der zweihöchste Abbau von Goldbeständen seit Emission des Papiers im
Jahr 2004. Experten beobachten seit dem Einbruch: Profis steigen aus,
Privatanleger kaufen. Wissen institutionelle Investoren mehr als die Kleinanleger?

Zunächst ein kurzer Blick auf die Fakten: Die Schmuckindustrie war mit rund 45
Prozent Anteil in den vergangenen Jahren der größte Goldkäufer. Etwa
zehn Prozent verbrauchte die Industrie (Elektronik, Zahngold, ect.), der Rest verteilt sich auf
Notenbankkäufe sowie Investments in Barren, Münzen und ETFs oder ähnliche
Produkte. Ausgerechnet die Investmentbranche – allen voran die ETF-Anleger, die eher einen kleinen Teil des Marktes dominieren – bringen diesen nun ins Wanken.

Genau sie war es aber, die in den vergangenen Jahren massiv
Bestände aufgebaut hat, das Geld der professionellen Investoren war der große Preistreiber am Goldmarkt. Bis zur Emission des
SPDR-Gold-ETF Ende 2004 war die Nachfrage der Investoren vornehmlich auf
die Käufer von Münzen und Barren begrenzt, doch mit den ETFs hatten Kapitalmarktanleger
plötzlich ein Produkt, mit dem sie schnell agieren konnten. Und in der Staatsschuldenkrise
avancierte Gold zu einer der attraktivsten Sachwertanlagen. Der Preisanstieg kannte kein
Halten mehr.

Die Daten des World Gold Council belegen: 2003 lag der Anteil von
ETFs an der gesamten Goldnachfrage bei 1,2 Prozent, 2005 waren es bereits
5,5 Prozent und weitere zwei Jahre später gut sieben Prozent. Die Unsicherheit
in der Finanzkrise ließ 2009 den Anteil am Gesamtverbrauch sogar bis auf 17,7 Prozent
klettern. Doch der Goldhunger der Profis scheint langsam gestillt: 2011 erwarben sie nur noch vier Prozent, 2012 waren es mit 6,4 Prozent Anteil an der gesamten Goldnachfrage wieder etwas mehr.

Im laufenden Jahr werden die ETF-Anleger mit hoher Wahrscheinlichkeit zu
Nettoverkäufern. Zum Jahresende 2012 brachte der SPDR Gold, an dem
Hedgefondsmanager John Paulson größter Anteilseigner ist, noch 1351 Tonnen auf
die Waage – 380 Tonnen Gold mehr als derzeit, so die Statistiken des World Gold
Council. Die Abflüsse im SPDR Gold von rund 28 Prozent sind die höchsten seit
Emission des Gold-ETFs im Jahr 2004. Der
aktuelle Bestand von 969,5 Tonnen entspricht 31 Millionen Unzen Gold und einem
Wert von knapp 40 Milliarden US-Dollar. Interessant am Rande: Als der
SPDR-Gold-ETF im Februar 2009 – in der Hochphase der Finanzkrise – erstmals das
aktuelle Gewicht von 969,5 Tonnen erreichte, lag der Preis der Feinunze bei
rund 940 US-Dollar – damals lagen knapp 30 Milliarden Dollar in dem Fonds.

Ein Grund für den aktuellen Verkaufsdruck sind Ängste der Profis um ein Ende der
ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die die Ära
niedriger Zinsen schnell beenden könnte. Das Paradoxe: Käme es dann zu einer Inflation,
müsste der Goldpreis an sich steigen. Doch inflationäre Tendenzen sind nicht
auszumachen. Viel eher rechnen die Marktteilnehmer weltweit mit einem moderaten
Wirtschaftswachstum und sorgen sich um die schwächere Entwicklung der Emerging
Markets.

Zusätzlich verunsichert hat seit Anfang Juni die Anhebung der Zölle für Goldimporte in Indien von sechs auf acht Prozent, das dürfte die Goldeinfuhren bremsen. Fundamental orientierte Großanleger schichten
zudem Positionen verstärkt in den Aktienmarkt um, sprich die Rotation – raus
aus Gold, rein in Aktien – ist voll im Gange. Und da professionelle Investoren
unter einem hohen Performancedruck stehen, müssen sie Verluste in Grenzen
halten und steigen daher bei Rückschlägen schneller aus als Privatanleger, die am Markt für Münzen und Barren seit Beginn der Korrektur tendenziell auf der Käuferseite stehen.

Auf die Frage, wo der Goldpreis wieder Boden findet, verweisen Experten auch auf die charttechnische Entwicklung sowie die Herstellkosten. Aus charttechnischer Sicht liegt die nächste
Unterstützungsmarke bei 1215 US-Dollar, wenn diese bricht, befindet sich bei
1155 US-Dollar der nächste Halt. Ein anderer Aspekt sind die Produktionskosten:
„Die Grenzkosten der Herstellung liegen im Bereich von 800 bis 1000 US-Dollar“,
weiß Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities GmbH, die
in Deutschland Xetra-Gold offeriert. „Die Mittelabflüsse bei Xetra-Gold halten
sich in Grenzen, wir haben viele Privatanleger, die langfristig investieren“,
berichtet Orben. „Der Bestand an physischem Gold liegt derzeit bei rund 52
Tonnen, in der Spitze waren es rund 54 Tonnen.“ Das erscheint im Vergleich zum SPDR Gold wenig, doch offensichtlich sind die heimischen Investoren treuer als die internationalen Großanleger.

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