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Toll, wie uns die Versicherer veralbern

Die Versicherungsbranche kommt kaum noch nach mit dem sich selbst auf die Schulter klopfen vor lauter Begeisterung über den geringen Anteil von Griechenland-Anleihen in ihren Depots. Viele Kunden haben allerdings weit weniger Grund zur Begeisterung: Die Erträge, die sie aus ihren Lebensversicherungen erwarten können, sind gewaltig geschrumpft. Vielleicht waren die Assekuranz-Manager mit ihren Griechen- und sonstigen Bonds doch nicht so toll am Werk? Oder sie haben uns nur toll veralbert.

In den letzten Wochen habe ich einige Lebensversicherungen verschiedener Gesellschaften von Verwandten und Bekannten gecheckt – und bin richtig erschrocken. Denn gemäß den jährlichen Standmitteilungen haben die Überschussbeteiligungen, die noch nicht garantiert sind, allesamt gravierend abgenommen –  schlimmstenfalls um bis zu 29,4 Prozent binnen eines Jahres. Das macht ein paar Tausender aus. Eine Versicherung, um Auskunft über die Gründe gebeten, gab in einer nichtssagenden Antwort den Kapitalmarktschwankungen die Schuld. Nun, da müssen die Versicherungsmanager aber kräftig daneben gelegen haben bei den Schwankungen. Sonst hätten sie nicht in einem Jahr, in dem der DAX um 16 Prozent, der MDAX um 35 Prozent, nahezu alle Edelmetalle und Rohstoffe im zweistelligen Prozentbereich und selbst der deutsche Staatsanleihenindex REX um vier Prozent zugelegt hat, so viele Miese erwirtschaftet. Da muss schon etwas Besonderes passiert sein.

Ich vermute, dass die Einbußen in der Überschussbeteiligung mit dem massiven Verkauf von Griechenland-Anleihen zusammenhängt, für den sich die Assekuranz nun so sehr beglückwünscht. Schließlich haben die Versicherer laut Finanzausschuss des Bundestags von März 2010 bis März 2011 ihren Bestand von 5,8 auf 2,8 Milliarden Euro abgebaut. Und das war teuer. Denn die Kurse für Griechen-Bonds bewegen sich für mittlere Laufzeiten zwischen 50 und 60 Prozent des Nominalwerts, bei langen Laufzeiten gar nur um die 40 Prozent. Mit anderen Worten: Bei Kaufkursen um 100 Prozent fielen Verluste zwischen 40 und 60 Prozent an. Für die Verkäufe im Volumen von drei Milliarden Euro also rund 1,5 Milliarden. Aber das war nicht alles: Da auch die Anleihen der anderen Problemstaaten in den Keller rauschten, von denen die Versicherer ebenfalls eine Menge besitzen, gab es auch dort Verluste bei Verkäufen bzw. Wertberichtigungen im Bestand.

Da hat sich die einseitige Fixierung der Assekuranz auf Anleihen bitter gerächt. Obwohl sie nach eigenen Angaben nur vier bis fünf Prozent ihrer Anlagen in Bonds der Euro-Krisenländer investiert hat, fügte sie vielen Kunden in einem der besten Kapitalmarktjahre der jüngeren Geschichte herbe Verluste zu. Wenn das kein Kunststück ist. Diese vier bis fünf Prozent sind immer noch deutlich mehr als der Anteil, der in Aktien angelegt ist. Mit der in einer Hausse indiskutablen drei Prozent Aktienquote konnten etliche Versicherer trotz der starken Börsenentwicklung 2010 die Verluste mit Problemanleihen bei weitem nicht ausgleichen. Ich bin gespannt, wie die Assekuranz auf dieses Desaster, das sie nun so toll schönredet, in ihrer Anlagepolitik reagieren wird.

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