Es sei auffällig, wie viele Anleger ihre Stopp-Loss-Limite falsch wählen, sagte mir jüngst ein Profi einer Handelsüberwachungsstelle. Die Experten kennen alle Tricks und Kniffe der Marktteilnehmer, denn sie haben tagein tagaus mit Problemen im Handel zu tun und beobachten die Schachzüge aller Akteure. Dabei sehen sie auch, wie Stop-Loss-Orders ausgeführt werden.
Zunächst ein kurzer Blick, wie Stop-Loss-Orders funktionieren: Der Auftrag mutiert zu einem unlimitierten Verkauf, wenn das Stop-Loss-Level erreicht wird. Dieses setzen Anleger zu gern aber bei runden Marken, sprich wenn die Aktie 11,65 Euro notiert, bei elf oder zehn Euro. Teilweise werden die Limite auch ein wenig tiefer gewählt, was noch fatalere Folgen hat. „Ein Fehler“, sagen die Experten zu dieser Strategie. Denn die runden Marken werden sehr häufig getestet, sprich die Marktteilnehmer treiben die Preise dorthin. Gewiefte Marktteilnehmer spekulieren darauf, dass bei elf und zehn Euro viele Stop-Orders liegen und platzieren Kaufaufträge mit „Abstauberlimiten“, sprich Limiten, die deutlich tiefer liegen. Notiert die Aktie nämlich bei elf Euro, werden die im Markt liegenden Stop-Loss-Orders aktiviert und zu Verkäufen ohne Limit.
Und die treffen dann auf die Orders der Schnäppchenjäger. Die Orders mit Limiten unter den runden Marken kommen aber erst dann zur Ausführung, wenn die Hürde gefallen ist – und dann purzelt der Kurs noch weiter. Ein Beispiel: Fällt die Marke von zehn Euro und es kommt erst bei 9,70 wieder ein Kurs zustande, würde eine Stop-Order mit Limit 9,90 Euro erst dann aktiviert und dann eventuell zu 9,60 Euro abgerechnet. Teilweise sind extreme Kurseinbrüche zu beobachten, die meist nur von sehr kurzer Dauer sind. Die Aktien erholen sich im Regelfall sehr schnell wieder und die Schnäppchenjäger steigen wieder aus.
Das Problem umgeht, wer seine Stop-Loss-Limite nicht unterhalb, sondern leicht oberhalb der runden Marke setzt. Dann stehen die Chancen gut, dass die Stücke nicht in die Hände der Abstauber gelangen und die Order zu einem vernünftigen Kurs abgerechnet wird.
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