Jahrelang wollten Anleger von Pharma-Aktien nicht viel wissen. Das hat sich jedoch gründlich geändert. Jetzt zählen sie plötzlich zu den Highflyern. Auch auf dem höheren Kursniveau warten sie mit gesunden Kennzahlen auf. Und wie die heute vorgelegten Quartalsergebnisse von Bayer zeigen, sind positive Gewinnüberraschungen an der Tagesordnung.
Die Pharma-Branche hat ganz offensichtlich die Anpassung geschafft, die auf Grund einer Vielzahl negativer Entwicklungen dringend nötig geworden war: Die Kostensenkungen im Gesundheitswesen weltweit, die wachsende Zahl billigerer Nachahmerprodukte und die vorsichtige und langsame Gangart der Behörden bei der Zulassung neuer Medikamente hatten auf Wachstum und Gewinn gedrückt. Deshalb waren die jahrzehntelang von hoher Dynamik verwöhnten Unternehmen gezwungen, auf der Kostenseite radikal anzusetzen.
Mit Erfolg, wie sich zunehmend zeigt. Und da das Branchenwachstum wegen der Demografie in den Industriestaaten und dem Nachholbedarf in den Emerging Markets etwas stärker als erwartet ausfällt, entwickelt sich das Ertragswachstum der meisten Pharma-Unternehmen beeindruckend gut. Das hat vor wenigen Tagen die amerikanische Merck & Co. ebenso gezeigt wie nun Bayer. Beide haben ihre Gewinnziele nach oben geschraubt.
Das lässt Luft für weitere Kursgewinne, zumal die meisten großen Aktien der Branche mit einem KGV von gut zehn und einer Dividendenrendite von über vier Prozent immer noch glänzend bewertet sind. Und diejenigen Unternehmen, die wie Bayer oder die dänische Novo Nordisk nur auf Dividendenrenditen von gut zwei Prozent kommen, haben dank einer hohen Ertragsdynamik durchaus Luft nach oben bei den Dividenden.
Dabei hilft der Branche, dass die Zulassung neuer Medikamente von den Behörden, insbesondere der amerikanischen FDA, jetzt wieder weniger restriktiv gehandhabt wird als in den Jahren zuvor. Denn die Gesundheitsbeamten haben eingesehen, dass sie die teure Pharma-Forschung nahezu abwürgen, wenn sie zu wenige Produkte freigeben. Und Europas Gesundheitsbranche profitiert auch noch vom schwachen Euro, der den exportstarken Unternehmen beachtliche Zusatzgewinne beschert.
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